PDS-Kandidaten : Ein nur scheinbar kluger Schachzug
Für den Einzug in den Bundestag setzt die PDS auf die sichere Karte und fährt alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist. Neben Gregor Gysi an der Spitze, Petra Pau und Gesine Lötzsch in zwei sicheren Wahlkreisen kommt mit Stefan Liebich und Cornelia Reinauer nun auch die Berliner Promiriege der zweiten Liga zum Zuge. Und tatsächlich: Die Chancen für den Einzug in den Bundestag, und zwar in Fraktionsstärke, stehen nicht schlecht. Es ist sogar möglich, dass die Sozialisten alle fünf Direktmandate im Berliner Osten einheimsen. Ein Erfolg, der für die Berliner Sozialisten allerdings schnell nach hinten losgehen könnte.
KOMMENTAR von FELIX LEE
Denn erstens wird sich die Personalschwäche der PDS spätestens bei den Abgeordnetenhauswahlen 2006 zeigen. Dann hat sie außer den an ihre Posten gebundenen drei Senatoren keine profilierten Politiker vorzuweisen, die die Hauptstadt-Sozialisten wirklich erfolgreich in einen Wahlkampf führen könnten. Denn die Personaldecke der Sozialisten ist dünn. Die Berliner PDS leidet mindestens so stark am Überalterungsproblem wie die anderen Landesverbände und müsste sich dringender denn je um Nachwuchs bemühen.
Doch potenzielle Mitstreiter stößt die hiesige PDS derzeit lieber vor den Kopf. Mit der zügigen Besetzung aller fünf aussichtsreichen Wahlkreise und Listenplätze haben die Sozialisten noch vor einer gütlichen Einigung des Linksbündnisses auf Bundesebene die Berliner GenossInnen der WASG verprellt.
Ein Kandidat Stefan Liebich, der aus Sicht der WASG besonders den neoliberalen Geist der PDS im rot-roten Senat verkörpert, hat zudem ein Imageproblem an der Urne. Potenzielle Anhänger der Linkspartei reißt er nicht vom Hocker. Und wer den real existierenden Sozialdemokratismus à la Rot-Rot will, kann in Pankow auch das Original wählen: Wolfgang Thierse.