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Das Portrait„PC“, der Drahtzieher

■ Paulo Cesar Farias

In Brasilien ist der Name Paulo Cesar Farias, kurz „PC“, aufs engste mit Expräsident Fernando Collor de Mello verbunden. Collor wurde 1992 als erstes Staatsoberhaupt Lateinamerikas aufgrund nachgewiesener Korruption seines Amtes enthoben. Farias, der ehemalige Kassenwart Collors, hatte seine Händchen beim künstlich entfachten Geldregen kräftig mit im Spiel: Als Vertrauensmann des Präsidenten brachte er große Unternehmen, darunter auch „Mercedes Benz do Brasil“, dazu, stattliche Summen zu spenden, damit sich ihre Chancen bei der Ausschreibung öffentlicher Aufträge erhöhten. Die Millionen flossen fast direkt in die Privatschatulle des Präsidenten Collor.

Doch all das konnte den Ruf des „PC“ als Mann mit beispielhafter Lebensführung nicht erschüttern. In seiner Heimat Alagoas, einem kleinen Bundesland im Nordosten Brasiliens, will niemand etwas von Korruptionsvorwürfen, Steuerhinterziehung oder Fälschung wissen. In der Landeshauptstadt Maceio gilt „PC“ nach wie vor als Held. Der 50jährige ist dort als ehemaliger Seminarschüler und Moderator des Radios der Erzdiozöse Palmares bekannt.

Collor brauchte „PC“ nicht nur zum Geldeintreiben, sondern auch als Waffe beim Kampf um mehr Macht innerhalb des Medienimperiums der Familie Collor. „PC“ Farias sollte der Herausgeber einer neuen Zeitung Tribuna de Alagoas werden, mit der Collor seinen Bruder Pedro bekämpfen wollte, der ihm jeglichen Einfluß in die Medien verwehrte. Aus Wut auf seinen Bruder brach Pedro 1992 sein Schweigen und gab das von „PC“ ausgeklügelte gigantische Korruptionssystem der brasilianischen Öffentlichkeit preis.

Mit Ausnahme von Expräsident Collor, der in Miami lebt, war „PC“ der letzte Überlebende des Korruptionsskandals. Sein Frau Elma starb im Juli 1994, nachdem ihr Mann in Thailand in Handschellen abgeführt und nach Brasilien ausgeliefert wurde, an einem Herzinfarkt. Collors Bruder Pedro starb im Dezember 1994 an einem Gehirntumor. Und „PC“ selbst wurde am vergangenen Samstag tot aufgefunden – offenbar erschossen von seiner Freundin, die sich anschließend selbst tötete. Die Tribuna de Alagoas erscheint ab kommenden Montag. Astrid Prange, Rio

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