„PAR“ und „IS“: Sicher ist sicher
LA KOLUMNE
von
Johannes Kopp
Jetzt erst recht! Der Beklommenheit mit Unbekümmertheit begegnen – das ist eine der Empfehlungen gewesen, die Frankreichs Regierungsvertreter vor der EM ausgesprochen haben. Der IS-Terror dürfe nicht siegen. Eine „große Party“ forderte Premierminister Manuel Valls trotz aller Sorgen. Und so sicherte man die gewünschte Normalität politisch mit der Verlängerung des Ausnahmezustands ab.
Die große Party ist es bislang noch nicht, von einer Atmosphäre der Angst kann man aber auch nicht sprechen. Wie sehr einen der Alltag in Beschlag nimmt, merke ich erst, als mich in Bordeaux ein Kollege fragt, wie sicher ich mich an meinem Hauptstandort in Paris fühle. Ich habe schon länger nicht mehr darüber nachgedacht. Er sei froh, sagte er, nicht dort arbeiten zu müssen. Ich bin mir unsicher, ob ich mich in Bordeaux sicherer als in Paris fühlen soll. Das Berechenbarste von Terroranschlägen war bislang ihre Unberechenbarkeit.
Die Veranstalter der EM demonstrieren mitunter eine beispiellose Unbeschwertheit bei der Gestaltung ihres Festes. Vor Beginn jeder Partie ist es üblich, dass riesige Buchstaben, die sich zum Namen des Spielorts zusammenfügen sollen, von links und rechts in die Mitte hereingetragen werden. In einer Zeit, wo in den modernen Hightech-Arenen munter mit Laserstrahlen herumgewirbelt wird, eine niedliche Idee.
In Paris sah ich, wie auf der einen Seite sich die Schriftzeichen „PAR“ in Bewegung setzten, während von rechts die Buchstaben „IS“ in trauter Zweisamkeit über das Feld marschierten. Die französische Grammatik lehrt die Silbentrennung Pa-ris. Aber man muss ja aus der Silbentrennung keine Wissenschaft machen und schon gar keine Politik. Mit der will der Sport eh nichts zu tun haben.
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