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P O R T R A I T James Baldwin war immer Außenseiter

James Baldwin, geboren 1924, war doppelt Außenseiter: er war schwarz und homosexuell. Geboren wurde er als ältestes von neun Kindern in Harlem; sein Vater war Prediger. Als junger Mann predigte er selbst in einer christlichen schwarzen Sekte. Nach dem Besuch der High School hielt er sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, bis er 24jährig die USA verließ. Seitdem hat er vorwiegend in Paris gelebt. In seinem ersten Roman „Go Tell it On the Mountain“ (1953) - der Titel geht auf ein Spiritual zurück - beschreibt er die psychischen Folgen der Rassendiskriminierung am Beispiel einer schwarzen Familie. Der Roman zeigt, im Rhythmus der schwarzen Spirituals geschrieben, wie sich der Druck einer rassistischen Gesellschaft in den Machtverhältnissen innerhalb einer schwarzen Familie fortsetzt. Von innen, aus eigenem Erleben, zeichnet er die psychologische Funktion afro–amerikanischer Religiosität nach. „Giovannis Room“, 1956 erschienen, ist Baldwins erster europäischer Roman. Er reflektiert die andere Seite seines Ausgestoßenseins, seine Homosexualität. In „The Fire Next Time“ und „Another Country“ (beide 1962) steht wieder Rassendiskriminierung im Vordergrund; „The Fire Next Time“ enthält zwei Briefe zu den Lebensbedingungen der Schwarzen in den USA, kehrt die Frage, ob Weiße Farbige akzeptieren können, um und nähert sich der militanten Haltung der Black– Muslim–Sekte an. „Another Country“ zeigt an gescheiterten Versuchen schwarz–weißer Liebe, welche Spuren die Erfahrungen des Rassenkampfes in der individuellen Psyche hinterlassen. Die Essays, die Baldwin unter anderem über Norman Mailer und Malcom X schrieb, waren von entscheidender Bedeutung für die schwarze Bürgerrechtsbewegung im Amerika der sechziger Jahre. James Baldwin ist in der Nacht zum Dienstag, erst 63jährig, in St. Paul de Vence (Südfrankreich) an Krebs gestorben. kno

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