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Ozonversuch abgeblasen

■ Modellversuch über Fahrverbote bei Ozonalarm scheiterte am Wetter / Allein die Ankündigung bewirkte schon etwas

Berlin (taz) – Ein großangelegter Modellversuch sollte es endlich hieb- und stichfest beweisen: Am sommerlichen Ozon-Smog ist der Autoverkehr schuld. Daran zweifelt zwar eigentlich niemand, aber VerkehrspolitikerInnen sperren sich trotzdem gegen Fahrverbote bei Ozonalarm. Denn das Ozon verteilt sich weiträumig, und daher bezweifeln sie, daß lokale Fahrverbote zu lokal niedrigeren Ozonwerten führen würden. Der baden- württembergische Umweltminister Harald Schäfer (SPD) wollte in diesem Sommer den Gegenbeweis antreten. Er fordert schon lange eine bundesweite Smogverordnung inklusive Verkehrseinschränkungen.

Allein, das Wetter spielte nicht mit – hohe Ozonbelastungen gibt es nur, wenn die Sonne kräftig scheint. Und nur dann würde der Versuch Sinn machen. Mehrmals wurde ein Termin für den Versuch festgelegt, doch jedesmal blieb gerade dann die Sonne weg. Warum der Termin nicht ganz kurzfristig angesetzt werden konnte, sobald das Wetter geeignet war, läßt sich durch die erstaunliche Unflexibilität von Handel und Industrie erklären. Diese fordern eine Vorbereitungszeit von mindestens zwei Wochen, denn die Logistik sieht Lieferungen nur noch just in time vor; bei plötzlichen Fahrverboten würde alles zusammenbrechen, drohten sie.

Dennoch meint Landesumweltminister Schäfer, daß allein die Ankündigung von Fahrverboten schon einiges bewirkt hätte. Vor allem das positive Echo der Bevölkerung auf den Modellversuch sei ein wichtiges Signal für die kommunale Umweltpolitik. Da sich die Verwaltungen durch die Vorbereitungen zum Versuch mehr Gedanken über Alternativen zum Autoverkehr gemacht hätten, seien auch hier neue Intitiativen zustande gekommen. Im Raum Heilbronn/Neckarsulm sei in der Folge ein Tarifverbund für den öffentlichen Nahverkehr gebildet worden. Industrie und Handel hätten erfahren, wie problematisch heutzutage der Gebrauch von nichtschadstoffarmen Fahrzeugen sein kann. Allerdings ließ die Kooperationsbereitschaft seitens der Industrie und des Handels zu wünschen übrig. Die umfangreichen Voruntersuchungen über Verkehrsbelastung, Schadstoffbelastung und vor allem Ozonbelastung sollen jedenfalls nicht umsonst gewesen sein: Im nächsten Jahr soll der Versuch nun wirklich stattfinden. Nicola Liebert

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