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Ozonabbau auch ohne Vulkanausbruch

Bundestag kommt zu dem Schluß, daß 80 Prozent des Ozonabbaus durch FCKW-Emissionen verursacht sind  ■ Aus Bonn Andreas Zumach

Die Anhörung zahlreicher Experten aus dem In- und Ausland hat in der Bundestags-Enquetekommission „Schutz der Erdatmosphäre“, so ihr Vorsitzender Wolfram Lippold (CDU), noch einmal „eindeutig bestätigt“, daß mindestens 80 Prozent der Ozonzerstörung durch FCKW- Emissionen „von Menschen“ verursacht werden. Die durch den Ausbruch des Vulkans Pinatubo freigesetzten Schwefeldioxide seien zu rund 20 Prozent für den Ozonabbau verantwortlich. Einig waren sich die Experten auch über die vor allem durch die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) verursachte Klimaveränderung und deren Auswirkungen. Nach Untersuchungen der Münchner Rückversicherung gab es bereits in den letzten 30 Jahren eine „dramatische Zunahme der Häufigkeit und des Schadensausmaßes großer Naturkatastrophen“. Ihre Anzahl stieg von 16 in den 60er Jahren auf 70 in den 80ern. „Gravierende Auswirkungen“ der Klimaveränderung sind nach Aussage Lippolds in den nächsten Jahren auch beim Wasserhaushalt zu erwarten. Trotz dieser Übereinstimmung in Analyse und Prognose wollte sich der CDU-Politiker nicht auf Maßnahmen wie ein Tempolimit für Autos festlegen. Das SPD-Mitglied in der Kommission, die Abgeordnete Professorin Monika Ganseforth kritisierte, die Bundesregierung habe ihr ursprüngliches Ziel einer Verringerung der Kohlendioxidemissionen um 25 Prozent bis zum Jahr 2.005 „aufgegeben und noch keinen konkreten Schritt hin zu seiner Verwirklichung unternommen“.

Mit ungewöhnlich scharfer Kritik an der Zeitschrift 'Wirtschaftswoche‘ und ihrem Herausgeber, Professor Wolfram Engels, endete gestern die zweitägige Anhörung. Der Kommissionvorsitzende Lippold nannte die Aussagen Engels in einem 'Wirtschaftswoche‘-Kommentar vom 21. Februar zum Ozonloch „eindeutig falsch“ und „wissenschaftlich unhaltbar“. Der Wirtschaftswissenschaftler und Bankenfachmann aus Frankfurt hatte darin einen Zusammenhang zwischen der Emission von Flurkohlenwasserstoffen (FCKW) und der Zerstörung der Ozonschicht bestritten und entsprechende Forschungsergebnisse als unsolide wissenschaftliche Basis einer Umweltpolitik bezeichnet, die „weltweit 100 Milliarden Mark oder mehr kosten“ werde. Lippold erklärte, diese Aussagen Engels zeugten von der „völligen Unkenntnis des Autors bezüglich naturwissenschaftlicher Sachverhalte“. Der von der Enquete-Kommission als Sachverständiger geladene Meteorologe Professor Wolfgang Sailer vom Fraunhofer-Institut für Atmosphärische Umweltforschung erklärte, Engels' Kommentar sei ein „schlechter Witz“. Die 'Wirtschaftswoche‘ hätte ihn „zum 1. April veröffentlichen sollen“. Mit dem Abdruck dieses „absoluten Unfugs“ habe die Zeitschrift „die Grenzen der Pressefreiheit überschritten“.

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