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Kommentar (vgl. S. 28)Ozon-Beweislast

■ Chemie wird zur Ideologie-Frage

Chemie ist eine komplizierte Wissenschaft, medizinische Biochemie erst recht, das macht jede Debatte über den Umweltschutz so schwierig. Wer viele ansprechen will, muß vereinfachen oder mit demonstrativen Gesten arbeiten.

Das Argument des Bundesumweltministers Töpfer, das hessische Tempolimit bringe nicht viel Ozon-Minderung, geht deshalb an der Sache vorbei: Selbst wenn das stimmen würde und das Tempolimit vor allem den Streit ums Auto in jede Familie trägt, ist das unendlich viel. Vielleicht hätte das sogar größere Auswirkungen als der unmittelbare Ozon-Entlastungseffekt.

Bei dem populären Ozon-Thema geht es also um eine ideologische Frage: Der Bundesumweltminister entlastet psychologisch die Auto-Lobby, in Bremen steht dafür das Wirtschafts-Ressort.

In der Sache ist der Streit nicht entscheidbar: Was eine geringfügige Reduzierung der Ausgangssubstanzen für das Ozon wirklich bringt, das kann niemand mit einiger Sicherheit sagen. Nur: Als die Schädlichkeit des Asbest richtig wissenschaftlich erwiesen war und zu Konsequenzen führte, war es für viele zu spät. Die Beweislast mußt umgekehrt werden: Erst wenn erwiesen ist, daß Tempolimits nicht gegen Ozon-Belastung helfen, können wir darauf verzichten.

Klaus Wolschner

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