Otto-Brenner-Preis für Arno Widmann: Er ließ sich nicht beirren
Arno Widmann gehörte zu den Gründern der taz. Jetzt erhielt er mit dem Otto-Brenner Preis ein fettes Lob für sein Lebenswerk.
Die Jury des Otto-Brenner-Preises sagte über ihn, er sei „ein unermüdlich neugieriger und ein politischer Feuilletonist“. Sie wolle einen Journalisten ehren, „der den Weg zur Aufklärung mit Fragen pflastert“. Das ist alles hübsch gesagt – und doch zu wenig, um Arno Widmann zu würdigen.
Dieser Kollege, der neulich gerade, gemessen an seiner jungerwachsenen Ausstrahlung, erstaunlich alt wirkende 70 Jahre wurde, bekommt völlig zu Recht ein fettes Lob für sein Lebenswerk, zu dem diese Zeitung unter anderem mit gehört. 1979 gründete er die taz mit und prägte dieses Blatt, vorsichtig formuliert, sehr stark mit.
Widmann, seit vielen Jahren Autor und Redakteur der Frankfurter Rundschau und inzwischen Kopf der DuMont-Redaktionsgemeinschaft, hat den Ruhm der taz durch mindestens zwei spektakuläre Interventionen fundiert. Erstens die Schriftsteller-taz. Unter dem Motto „Das einzige Medium gegen Propaganda-Müll und Verlautbarungs-Dünnsäure ist nach wie vor Literatur“ wurde die Redaktion im Herbst 1987 für drei Tage namhaften Autor*innen übergeben: Hans Magnus Enzensberger, Heiner Müller, Alfred Sohn-Rethel, Hans Mayer, Erich Kuby, Johannes Mario Simmel und Elfriede Jelinek machten unter anderem mit.
Engagement für Salman Rushdie
Zweitens, zukunftsweisender für alle seither wichtigen Diskurse war Arno Widmanns Engagement – bei der die taz am Ende allein im deutschen Mediengewerbe stand – gegen die seitens iranischer Mullahs gegen den Schriftsteller Salman Rushdie formulierte Morddrohung („Fatwa“). Auch damals, im Winter 1989, wenige Monate vor der Implosion der DDR und anderer Sozialismen, hieß es (in dieser Redaktion), man dürfe nicht so hart gegen diese Figuren der iranischen Geistlichkeit argumentieren, weil dies die Feindlichkeit gegen diese Religion und deren Gläubige befördere.
Widmann, damals Literaturredaktion der taz, ließ sich nicht beirren: Die Salman-Rushdie-Frage berührte für ihn den Kern freier Publizistik, nämlich die Meinungsfreiheit, zweitens aber die Zumutung von Religionen, gleich welcher, sich für den unkritisierbaren Maßstab der Welt zu halten.
Mitte der neunziger Jahre strebte er anderen Horizonten zu, fand sie bei linksliberalen Blätter – auch beim Kulturnachrichtendienst „Perlentaucher“.
Gestern, am 15. November 2016, ist ihm der Otto-Brenner-Preis öffentlich überreicht worden. Wir gratulieren – mit Dank an ihn – von Herzen. Verdient ist verdient!