Osterfeiern in Zypern: Eine Messe für Famagustas Zukunft
In der Sankt-Georgs-Kirche wird der erste Karfreitags-Gottesdienst seit 57 Jahren zelebriert. Ein Zeichen der Versöhnung von Türken und Griechen.
BERLIN taz | Zum ersten Mal seit 57 Jahren werden die Glocken der Sankt-Georgs-Kirche im zypriotischen Famagusta zu einem Karfreitagsgottesdienst läuten. Schon jetzt steht fest, dass nicht alle Besucher den Worten von Bischof Vassilis werden folgen können, denn das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert fasst nur rund 250 Menschen. Erwartet werden aber mehr als 3.000 Besucher.
Diese Karfreitagsmesse ist mehr als nur eine religiöse Angelegenheit. Es geht auch um eine Verständigung zwischen Insel-Griechen und -Türken auf der geteilten Mittelmeerinsel. Famagustas griechischer Exilbürgermeister Alexis Galanos und sein türkischer Amtskollege Oktay Kayalp haben die Freitagspredigt eingefädelt, auch, um ihre Stadt wieder zu altem Leben zu erwecken.
„Das ist ein großer Tag für uns und für die Kirche. So wird das Klima der Versöhnung gestärkt“, sagt Galanos. „Einen Hoffnungsschimmer“ nannte Atalay das Ereignis, zu dem Politiker beider Seiten und muslimische Würdenträger erwartet werden.
Famagusta ist der Zypern-Konflikt in einem Brennglas. Schon seit 1957 war es den Griechen nach blutigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Volksgruppen verboten, die türkisch bewohnte Altstadt Famagustas zu betreten. 1974 wurde die griechische Vorstadt Varosha von der türkischen Armee erobert. Etwa 40.000 Menschen flohen. Varosha aber ist seitdem eine mit Stacheldraht abgesperrte Geisterstadt, in der Wohnhäuser und Hotels verfallen und Unkraut auf den Straßen sprießt.
Galanos und Kayalp wollen das ändern, und sie werden dabei von der „Bikommunalen Famagusta-Initiative“ unterstützt. Das griechische Varosha, so ihre Vorstellung, soll wiederauferstehen und der türkische Hafen nahe der Altstadt im Gegenzug geöffnet werden. „Die Öffnung Varoshas wäre ein Schaufenster für alle Zyprioten, die sehen könnten, dass wir zusammenleben können“, sagte der zyperntürkische Aktivist Hulusi Kilim. Die große Mehrheit der zyperntürkischen Bewohner Famagustas unterstützen die Initiative. Auch EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle begrüßte die vertrauensbildende Maßnahme.
Es hakt bei den Verhandlungen
Doch bei den laufenden Verhandlungen um eine Wiedervereinigung Zyperns hakt es. Der griechische Verhandlungsführer Andreas Mavroyiannis verlangte eine Öffnung Varoshas noch vor der Einigung auf ein Gesamtpaket. „Wir wollen das jetzt“, sagte er. Er erhofft sich davon eine Ankurbelung der zähen Verhandlungen. Außerdem würde die Öffnung der Geisterstadt die Unterstützung der Griechen für ein Gesamtpaket erhöhen.
Doch davon hält sein zyperntürkischer Widerpart Kudret Özersay nichts. „Wir können wegen der Unterstützung der Griechen jetzt keine Konzessionen machen“, wurde er zitiert. Die türkische Seite verlangt, dass Famagusta und Varosha in eine Gesamtlösung integriert werden.
Doch das kann dauern, wenn es überhaupt jemals zu einer Vereinbarung kommt. Schon seit 1968 reden Insel-Griechen und -Türken über den Konflikt. Zuletzt scheiterte eine Lösung am Veto der Zyperngriechen, die 2004 einen entsprechenden UN-Plan per Volksabstimmung torpedierten.
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