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Ostereier mit schlechtem RufKritik an neuen Hühner-WGs

Für Käfighennen sollen sich 2009 die Bedingungen verbessern. Tierschützer sind skeptisch und fordern TÜV-Kontrollen für die neuen Gruppenkäfige.

Bleibt alles doof: Huhn in Fron. Bild: dpa

Legebatterien haben einen schlechten Ruf. Darum kommt jetzt die Hühner-WG: Nächstes Jahr zu Ostern ist die Neuregelung bereits in Kraft, die konventionelle Käfige verbietet und Käfighennen ein besseres Leben bieten soll als bisher - mit Stange, Nest und Sandbad. Was gut klingt, ist für Tierschützer aber Beschönigung: Von glücklichem Wohngemeinschaftsfeeling könne keine Rede sein. Nach wie vor würden Hühner viel zu wenig Platz haben. Tierschutzbund oder der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) drängen daher auf einen Tierschutz-TÜV, der die Käfige auf Eignung prüft.

Einen Gesetzesentwurf, der ab 2012 ein Prüfverfahren für Ställe vorsieht, gibt es bereits. Das Papier liegt derzeit beim Bundestag und müsste anschließend vom Bundesrat verabschiedet werden. Doch während sich Regierung, Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie Tierschützer für die verpflichtende TÜV-Prüfung aussprechen, sträuben sich Vertreter von Geflügelwirtschaft, Bauernverband und Gerätehersteller dagegen. Sie wollen für serienmäßig hergestellte Stalleinrichtungen für Nutztiere nur eine freiwillige Prüfung - alles andere wäre zu aufwändig und teuer.

Wäre das Verfahren verpflichtend, dürften Stallhersteller in Deutschland nur noch Ware mit TÜV-Stempel verkaufen. Der TÜV könnte Produkte ablehnen, die zwar die Kriterien der Tierschutzverordnung erfüllen, aber trotzdem nicht artgerecht sind - etwa einen Käfig, der die ab 2009 verpflichtende Sitzstange für Hühner zwar enthält, aber so anbringt, dass die den Tieren nicht nützt oder sogar schadet.

Denn auch wenn der Anteil von Käfighennen in Deutschland sinkt: Noch immer leben gut zwei Drittel der 33 Millionen deutschen Hennen in Legebatterien. 17 Prozent sind Bodenhaltungsplätze, 11 Prozent stammen aus Freiland- und 4,4 Prozent aus Ökohaltung. "Eine wachsende Zahl von Verbrauchern entscheidet sich beim Einkauf gegen Käfigeier", sagt Reinhild Benning vom BUND. "Aber wer konventionelle eihaltige Produkte wie Nudeln oder Gebäck kauft, bekommt in der Regel Eier aus tierquälerischer Haltung."

Darunter versteht sie: 500 Quadratzentimeter Platz pro leichtes Huhn, 600 Quadratzentimeter für ein schweres. Ab 2009 muss jedes Huhn 800 bzw. 900 Quadratzentimeter Platz bekommen - das ist gerade etwas größer als ein DIN-A4-Blatt. Die bisherigen Kleinkäfige werden von zahlenmäßig größeren "Hühner-WGs" ersetzt, die Tiere leben in "Kleingruppenhaltung". "Das klingt nach Idylle, ist aber keine", meint Brigitte Rusche vom Tierschutzbund. Weiterhin gebe es Drahtgitter, weiterhin zu wenig Raum für zu viele Tiere. Um die künftig verpflichtende Sitzstange etwa werde gekämpft werden, das erhöhe die Verletzungsgefahr. Der Schweizer Tierschutz-TÜV hat ähnliche Käfige, wie es sie also ab dem kommenden Jahr in Deutschland geben soll, abgelehnt. Wann in Deutschland feststeht, ob es ein Prüfverfahren für Ställe geben wird, ist unklar, ebenso, welche Kriterien dann als "tiergerecht" gelten.

Der BUND fordert unterdessen erneut, dass Unternehmen auch bei "unsichtbaren" Eiern Farbe bekennen müssen: Denn wie die Hennen leben, von denen die Eier in Kuchen, Eierlikör, Nudeln oder Mayonnaise stammen, müssen Verarbeiter derzeit nicht auf die Verpackung schreiben. Bei Schaleneiern hingegen können Konsumenten schon jetzt zwischen Bio-, Freiland-, Boden- und Käfigeiern wählen: Die Ziffern 0, 1, 2 bzw. 3 auf der Schachtel oder dem Ei verweisen auf die entsprechende Haltung.

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3 Kommentare

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  • EW
    Eckard Wendt

    Mitglieder des Tierschutzfachverbands "Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung" e.V. (AGfaN)kennen die verschiedenen modifizierten Arten der Legekäfige aus eigener Anschauung recht genau:

    Sie funktionieren selbst bei "mickerigem" Dämmerlicht von unter 20 Lux eher schlecht als recht. Bei stärkerer Beleuchtung würden die Hennen mit starken Aggressionen reagieren, weil sie weder den Individualabstand einhalten noch ranghöheren Hennen ausweichen können(Hackordnung!). Da sie noch bis etwa 5 Lux Eier legen, sparen die Hühnerbarone auch gerne die Energiekosten.

     

    Legehennen sind von Natur aus tagaktive Tiere, die am Waldrand im Schutz von Bäumen und Büschen leben. Deshalb gibt es keine bessere Haltungsform für Legehennen als die Freilandhaltung mit gut gestalteten Ausläufen, in denen niedrige Bäume und Büsche stehen und die Ihnen in unseren Breiten zur Gefiederpflege neben offenen auch überdachte Sandbäder bieten. Wechselnden Witterungseinflüsse stärken das Immunsystem der Tiere ebenso wie das unsrige.

     

    Für die Freilandhaltung von Hühnern gibt es mobile Stallsysteme. Am besten geeignet ist der auch mit Hühnern versetzbare Mobilstall von Weiland für bis zu 1000 Hennen, der von einem Trecker innerhalb weniger Minuten auf eine neue Auslauffläche rangiert werden kann.

     

    Für alle Geflügelhaltungen gilt, daß vielfach noch normales Kunstlicht verwendet wird, das dem Sehbedürfnis der Tiere nicht entspricht. Sie brauchen ein zum UV-Bereich erweitertes Spektrum, das auch von teuren Speziallampen nur unvollkommen realisiert wird. Bei Licht von Glühlampen und normalen Leuchtstoffröhren sehen Vögel alles im Falschlicht und empfinden ähnlich wie wir bei Infrarot-/Wärmebildaufnahmen. Außerdem nehmen Vögel noch einzelne Bilder wahr, wenn wir wegen ihrer raschen Folge schon laufende Bilder sehen. Deshalb müssten eigentlich entsprechende Hochfrequenz-Leuchtstoffröhren vorgeschrieben werden, die den Betreibern reiner Stallhaltungen aber zu teuer sind.

  • EP
    Elisabeth Petras

    Wir haben uns derartige "Hühner-WGs" oder "Kleingruppenhaltungen" im Betrieb angesehen.

     

    Fakten: Die Tiere leben zwar jetzt in größeren Gruppen in einem Käfig, das Einzeltier hat jedoch dadruch nicht wesentlich mehr Platz. Zum Erkundungsverhalten von Hühnern gehört es, zu Picken und zu Scharren - so wie für Menschen das Begreifen und dei gesunde Bewegung. Dies auszuüben ist den Tieren nicht möglich, weil die kleine "Sandbadematte" (ohne Sand!) gerade mal für 1-2 von 30 Hennen Platz bietet und zudem gleich auch noch der Körperpflege diesen soll. Hennen baden normalerweise gleichzeitig und lange Zeit im Sand. Dieser bindet Fettpartikel und wird mit diesen herausgeschleudert. Das Legemehl, das in sehr geringen Dosen hier verwendet wird, rieselt auf den auf der Matte liegenden Kot und wird dort aufgepickt oder mitsamt dem Kot herumntergescharrt. Die Stangen bieten nur den rangstärksten Tieren Raum. Die anderen sitzen weiterhin auf dem Gitter. Dies und das Sitzen auf den Plastikstangen führt zu Fuzßballenschäden. Auch Osteoporose ist die Regel - nicht ganz so stark, wie in den alten Käfigen, aber doch so, dass ein Teil der Tiere am Schlachthof gebrochene Knochen aufweist. Auch ein ungestörtes Ruhen ist nciht möglich, weil kein Tier dem anderen ausweichen kann. Um Kannibalismus zu verhüten, wird das Licht heruntergedreht - was wiederum zu Bewegungsmangel und Osteoporose führt. Oft herrscht Dämmerlicht. Für die tagaktiven Hühner, die im Dämmerlicht kaum sehen, bedeutet dies fast Dunkelheit.

     

    Ob ein Tierschutz-TÜV die Lösung bringt? Das kommt ganz darauf an, wer diesen kontrolliert! Eine Einbindung der Tierschutzvereine wäre zwingend notwendig, denn Wissenschaftler sind nicht immer unabhängig - besonders dort, wo die Landesregierung selbst die Aufrechterhaltung von Strukturen befürwortet!

  • IN
    Ihr Name Jutta Klumpp

    Ich wollte anmerken, dass nicht alle Backwaren oder Nudelhersteller von einer Kennzeichnung der Eier bzw. Haltungsform der Hühner absehen. Ein positives Beispiel gibt es hier bei uns im Süden. Der Nudelhersteller Alb-Gold hat auf seinen Etiketten den Vermerk "Eier aus Bodenhaltung" - finde ich positiv und gibt mir die Möglichkeit zur Wahl zwischen "versteckten" Käfigeiern und eben Bodenhaltungseiern.