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Ostberliner Politiker versuchten zu schlichten

■ Der Aufruf zur Zurückhaltung verhallte aber ungehört

Friedrichshain. Während die Schlacht in der Mainzer Straße tobte, fanden sich Politiker verschiedenster Parteien ein und versuchten, die Lage zu deeskalieren. Nach den erfolglosen Versuchen von Bezirksbürgermeister Mendiburu (SPD) bemühte sich unter anderem Bärbel Bohley darum, die Polizei zum Rückzug zu veranlassen. Doch während die sich ablösenden Einsatzleiter energisch darauf beharrten, daß dem Abbruch der Aktion eine politische Entscheidung vorausgehen müsse, sprach Innenstadtrat Krüger (SPD) gegenüber Frau Bohley davon, daß es sich um eine reine Polizeiaktion handele. Auch der Versuch, die Stadtverordnetenvorsteherin von Ost-Berlin einzuschalten, schlug fehl — Christine Bergmann (CDU) erklärte sich für nicht zuständig. Noch bis in die tiefe Nacht hinein versuchte Bärbel Bohley, mit Innensenator Erich Pätzold (SPD) telefonisch in Kontakt zu treten. Doch auch hier Fehlanzeige: Weder er noch sein Polizeipräsident Georg Schertz hielten es für nötig, sich über den Großeinsatz ihrer Polizei vor Ort zu informieren. Kurz nach Mitternacht dann gaben die in einem kleinen Laden in der Mainzer Straße versammelten Vertreter verschiedener politischer Parteien und Vereinigungen eine Erklärung ab. In dem unter anderem von Bärbel Bohley (Bündnis 90), Rainer Börner (PDS), Reinhart Schult (Neues Forum), Gabriele Zekina (UFV) und Harms Riediger (SPD) unterzeichnetem Papier heißt es auch: »Wir haben den Beginn der Auseinandersetzungen erlebt und immer wieder gesehen, wie die Polizei mit massivem Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Angriffen auf die BesetzerInnen versuchte, die Situation in gefährlicher Art und Weise zu eskalieren. Fühlt sich denn niemand verantwortlich, für eine friedliche Lösung zu sorgen? Müssen erst Tote zu beklagen sein, bevor allen klar wird, daß nur durch den Abzug der Polizei bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen vermieden werden können?« Olaf kampmann

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