Oschersleben in Sachsen-Anhalt: Rechtsrockveranstalter kauft Schloss
Schloss Germersleben in Sachsen-Anhalt soll offenbar als Ersatz für das bisherige Nazirock-Mekka Nienhagen dienen. Dort hat ein Bürgervortum weitere Konzerte verhindert.
DRESDEN taz | Der szenebekannte Rechtsrock-Konzertveranstalter Oliver Malina hat bei einer Zwangsversteigerung die Ruine des Schlosses Germersleben in Sachsen-Anhalt erworben. Malina will dort die Skinhead-Konzerte fortsetzen, die bislang im 20 Kilometer entfernten Nienhagen stattfanden.
Bereits für den 25. Mai hat er eine solche Veranstaltung angemeldet. Das 1999 abgebrannte frühere Renaissanceschloss und 48.000 Quadratmeter Gelände nahe der Vorharzgemeinde Oschersleben kamen unter den Hammer, weil der vorige Privatbesitzer keine Steuern zahlte.
Auf diese Freiflächen hat es Malina offensichtlich abgesehen. In Nienhagen, wo er seit 2007 wohnt, hatte ein Bürgervotum vom Herbst letzten Jahres weitere Konzerte verhindert. Mit einem Gebot von lediglich 12.000 Euro war er bei der Zwangsversteigerung erfolgreich.
Der Oscherslebener Bürgermeister Dieter Klenke (parteilos) zeigte sich gegenüber der taz „schockiert“ vom Verkauf des Schlossgeländes. Gegen Veranstaltungen auf dem Privatgelände sei auch die wahrscheinliche Empörung der Bürger machtlos. Man berate in den nächsten Tagen lediglich die behördlichen Auflagen für das geplante Konzert.
Pascal Begrich vom landesweiten „Miteinander e.V.“ kritisierte das Land Sachsen-Anhalt. Man hätte mit einer Immobiliensuche des Konzertveranstalters rechnen müssen. Der aus Niedersachsen stammende Malina gilt außerdem als einer der Köpfe des Netzwerkes „Honour & Pride“, das seit 2004 an Stelle der verbotenen Organisation „Blood & Honour“ entstand.
Mehr Hintergründe und die weiteren Entwicklungen in der taz vom Donnerstag
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste