piwik no script img

Oscar-Verleihung in Los AngelesAlle zufrieden – fast alle

Der Netflix-Film „Roma“ holt drei Trophäen. Bester Film wird aber das Rassismus-Drama „Green Book“. Das gefällt vor allem einem anderen Preisträger nicht.

Die besten Schauspieler*innen: Rami Malek, Olivia Colman, Regina King und Mahershala Ali (v.l.) Foto: Jordan Strauss/Invision/AP

Los Angeles ap | „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ hat den Oscar für den besten Film gewonnen. In dem Film spielt Mahershala Ali einen afroamerikanischen Pianisten in den 1960er Jahren, Viggo Mortensen spielt seinen Fahrer. Die Tragikomödie von Peter Farrelly gewann am Sonntag in Los Angeles zwei weitere Oscars: Ali bekam die Trophäe als bester Nebendarsteller, der Oscar für das beste Original-Drehbuch ging an Nick Vallelonga, Brian Currie und Peter Farrelly.

Regisseur Spike Lee zeigte sich deutlich verärgert über die Auszeichnung für „Green Book“ als bester Film. Sein „BlacKkKlansman“ war ebenfalls als bester Film nominiert worden. „Green Book“ wird von den Machern als eine Hommage an Toleranz gefeiert, wurde aber auch von vielen als überholter, sentimentaler Film voller Stereotype kritisiert.

Lee gewann lediglich den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Und hielt dann die politischste Rede des Abends: „Vor der ganzen Welt erweise ich unseren Vorfahren, die dieses Land aufgebaut haben, meine Ehre“, sagte der US-Regisseur. Vor 400 Jahren seien ihre Vorfahren aus Afrika geraubt und versklavt worden. Es sei wichtig, von den Vorfahren zu lernen, sagte er. „Dann erlangen wir unsere Menschlichkeit wieder.“ Und er blickte auf die Trump-Regierung: „Die Präsidentschaftswahlen von 2020 sind nicht mehr weit weg. Lasst uns aktiv werden und auf der richtigen Seite der Geschichte stehen.“

Lee hätte in der Nacht von Sonntag auf Montag außerdem der erste Schwarze werden können, der in der Kategorie Beste Regie gewinnt. Überhaupt waren erste sechs Schwarze für diesen Preis nominiert.

Doch der Preis für die beste Regie ging an Alfonso Cuarón mit seinem Drama „Roma“. Dazu wurde er noch für die beste Kamera und „Roma“ als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Es ist der erste Oscar für Mexiko für den besten nicht englischsprachigen Film. Die Netflix-Produktion war insgesamt zehnmal nominiert worden.

Beste Hauptdarsteller*innen: Olivia Colman und Rami Malek

Eine große Überraschung gab es bei der Vergabe des Oscars für die beste Schauspielerin. Favoritin Glenn Close, die „Die Frau des Nobelpreisträgers“ spielte, ging leer aus. Olivia Colman bekam den begehrten Oscar für ihre Rolle in „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“. In dem Drama um den englischen Königshof im 18. Jahrhundert spielt sie Queen Anne. Der Film von Giorgos Lanthimos war ebenfalls zehnmal nominiert worden. Bei ihrer Rede sagte Colman, sie habe Close ihr Leben lang bewundert.

Bester Schauspieler wurde Rami Malek. Er bekam die Auszeichnung für seine Rolle als Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“. Es ist Maleks erster Oscar. Unter den Nominierten war Malek auch der einzige, der zum ersten Mal Chancen auf die Trophäe hatte. In seiner Rede dankte Malek seiner Mutter, die im Publikum saß. Er erinnerte auch an seinen Vater, der seinen Aufstieg zum Filmstar nach eigenen Worten nicht miterlebte.

Das Superhelden-Epos „Black Panther“ um das fiktive afrikanische Reich Wakanda war ebenfalls als bester Film nominiert, gewann aber nicht in dieser Kategorie. Der Fantasy-Science-Fiction-Film von Ryan Coogler bekam allerdings den Oscar für das beste Szenenbild und den für das beste Kostümdesign.

Der Oscar als beste Nebendarstellerin ging an Regina King für ihre Rolle in „Beale Street“. Es war ihr erster Oscar – nach ihrer ersten Nominierung. Sie dankte in ihrer Rede dem Autor James Baldwin, dessen Roman „If Beale Street Could Talk“ Vorlage für das Drehbuch für den Film von Barry Jenkins war. Außerdem dankte sie ihrer Mutter, die im Publikum saß. Sie sei ein Beispiel dafür, was passiere, wenn jemand unterstützt und geliebt werde, sagte King. Ihr Kollege Ali widmete seinen Preis seiner Großmutter. Sie dränge ihn immer dazu, positiv zu bleiben, sagte Ali.

„Shallow“ aus „A Star Is Born“ wurde als bester Song ausgezeichnet. Lady Gaga und Bradley Cooper singen ihn in dem Film von Cooper.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!