Osama bin Ladens Witwen verurteilt: 45 Tage Haft, dann Abschiebung
Osama bin Laden hat bis zu seinem Tod mit seiner Familie jahrelang unbehelligt in Pakistan gelebt. Nun wurden seine Witwen wegen des illegalen Aufenthalts im Land verurteilt.
ISLAMABAD dpa | Elf Monate nach der Tötung von Osama bin Laden in Pakistan sind drei Witwen des Terroristenchefs sowie zwei erwachsene Töchter wegen des illegalen Aufenthalts im Land zu jeweils 45 Tagen Gefängnis verurteilt worden.
Nach Verbüßung der Haftstrafen würden die Frauen zusammen mit den minderjährigen Kindern sofort in ihre Heimatländer abgeschoben, sagte der zuständige Richter Shahrukh Arjumand am Montag in der Hauptstadt Islamabad. Zudem habe das Gericht Geldstrafen in Höhe von je 10.000 Rupien (82 Euro) verhängt.
Nach pakistanischen Angaben sind zwei der Witwen und die erwachsenen Töchter Staatsbürgerinnen Saudi-Arabiens. Die dritte und jüngste Witwe, mit der Osama bin Laden vier minderjährige Kinder gehabt haben soll, stammt aus dem Jemen. Ihr Anwalt erklärte, da die Frauen schon etwa 30 Tage im Gefängnis verbracht hätten, gehe er davon aus, dass sie in etwa zwei Wochen abgeschoben werden könnten. Unklar war zunächst, wie die Behörden in den Herkunftsländern der Frauen auf die bevorstehende Abschiebung reagieren.
Al-Qaida-Anführer Bin Laden war im Mai vergangenen Jahres bei einer Kommandoaktion des US-Militärs in der pakistanischen Stadt Abbottabad aufgespürt und getötet worden. Die Frauen und Kinder wurden danach von pakistanischen Sicherheitskräften festgenommen.
Bin Laden soll sich mit Getreuen sowie mehreren Familienmitgliedern mindestens fünf Jahre lang in Abbottabad versteckt gehalten haben. Nach Pakistan war der Top-Terrorist vermutlich kurz nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistans Ende 2001 gekommen.
Pakistanische Medien hatten in den vergangenen Tagen in diesem Zusammenhang aus den Vernehmungsprotokollen mit der aus dem Jemen stammenden Witwe Amal al-Sadeh zitiert.
Demnach sollen Bin Laden und die Familie nach der Flucht aus Afghanistan in fünf Häusern in verschiedenen pakistanischen Städten gelebt haben. Während dieser Zeit soll al-Sadeh auch die vier Kinder zur Welt gebracht haben. Das Versteck in Abbottabad, ein von hohen Mauern umgebenes Anwesen, hatte die pakistanische Regierung Ende Februar abreißen lassen.
Die Tötung Bin Ladens hatte die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA erheblich belastet. Islamabad beklagte, dass die eigenmächtige US-Aktion ein Angriff gegen die staatliche Souveränität Pakistans gewesen sei. Ranghohe Vertreter der US-Regierung äußerten dagegen immer wieder Verwunderung darüber, dass sich der Top-Terrorist jahrelang unentdeckt in Pakistan aufhalten konnte. Es wird vermutet, dass er Unterstützer im Militärgeheimdienst ISI hatte. Pakistanische Regierung und Armeeführung bestreiten das vehement.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett