: Ortschaft in El Salvador ausgelöscht
■ Erwachsene Bevölkerung einer Kleinbauernsiedlung bei El Zapote von Todesschwadron massakriert
San Salvador (ap/afp/ips) — Eine Gruppe von bewaffneten Männern hat in einer Elendssiedlung in El Salvador 15 Menschen massakriert. Nach Berichten von Überlebenden wurde bei dem Überfall in der Nacht zum Dienstag nahezu die gesamte erwachsene Bevölkerung der zur Ortschaft El Zapote gehörenden Kleinbauernsiedlung ausgelöscht. Die ganz in Schwarz gekleideten und vermummten Täter raubten die geringen Ersparnisse der sechs Familien.
Augenzeugenberichten zufolge drangen die Männer kurz nach Mitternacht in die Häuser der Siedlung ein, die nur wenige Kilometer von der Hauptstadt San Salvador entfernt auf einem Hügel liegt. Die Vermummten überraschten ihre Opfer im Schlaf. Sie erschossen zwei Menschen und schnitten 13 anderen im Bett die Gurgel durch oder erstachen sie. Sie wüteten etwa eine Stunde lang in der Siedlung und zerstörten die Einrichtung der Häuser. Unter den Opfern befanden sich Jugendliche, ein 70jähriger Mann und eine schwangere Frau.
Der 13jährige Juan Humberto Aragon, der seine Mutter, seinen Stiefvater und zwei ältere Geschwister verlor, sagte, er habe sich während des Überfalls unter dem Bett versteckt. Im Haus seiner Familie habe er fünf Angreifer gezählt, insgesamt könnten es aber mehr gewesen sein. Die Männer hätten Gewehre, Pistolen und Messer dabei gehabt und Geld verlangt.
Die salvadorianische Armee sprach am Dienstag von einer „örtlichen Fehde“. Offenbar habe es zwischen den Familien Probleme gegeben. Alle Opfer hätten Machetenwunden aufgewiesen. Ein Junge, der überlebt hatte, erklärte hingegen den Journalisten, die Täter seien „schwarzgekleidete Männer mit Gewehren“ gewesen. Ein 'afp‘-Korrespondent sah, daß die Leichname Schuß- und Stichwunden aufwiesen.
Das Massaker machte etwa 20 Kinder zu Waisen, die meisten von ihnen im Alter von weniger als zehn Jahren. Während der Ermittlungen der Polizei liefen sie ziellos durch die verstaubten Straßen zwischen den Häusern der Siedlung oder saßen teilnahmslos auf einer Bank.
Über die Beeinträchtigung des Wahlkampfes für die Parlaments- und Gemeindewahlen am 10. März durch die Militärs beschwerte sich am Montag das Linksbündnis „Demokratische Einigung“ (CD). Spitzenkandidat Ruben Zamora sagte, er sei bei einem Kontrollposten in der Provinz Chalatenango gemeinsam mit zwei US-Wahlbeobachtern über eine Stunde lang aufgehalten worden. Danach wurde ihm die Weiterfahrt in der stark militarisierten Guerillaprovinz erlaubt, seine Begleiter seien angewiesen worden, zurückzukehren. Aus Sicherheitsgründen habe er es jedoch vorgezogen, ebenfalls zurück nach San Salvador zu fahren. Die Behörden hatten diesen Monat Journalisten und Wahlbeobachtern untersagt, in Guerillagebiete zu reisen. Mitglieder der CD wiesen bereits darauf hin, daß Militärs Wahlveranstaltungen der regierenden ARENA-Partei überwachen würden und die Militärwagen dabei mit den Insignien der Partei geschmückt seien.
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