: Orson Welles gegen Gena Rowlands
■ Vier große Spielfilme im Zweiten und den Dritten
Wochenlang ist die totale Flaute und dann kommen die guten Filme alle auf einmal. Da hilft eigentlich nur noch eins: ein Videorecorder, um etwas davon für schlechtere Zeiten zu bunkern.
Das ZDF hat einen besonders dicken Brocken an Land gezogen. In deutscher Erstaufführung zeigt es Henry Jagloms Hommage an Orson Welles, den großen weisen Mann des Kinos. Someone to Love ist ein Film übers Filmemachen und berührt die ewige Frage, warum der Mensch allein ist. Als wiederkehrendes Motiv in allen seinen Filmen erzählt Jaglom auch hier über sich und sein Leben. Er spielt den Regiesseur Danny, der in einem alten Theater eine Party veranstaltet, zu der seine Single-Freunde - meist Künstler - einlädt. Vor der laufenden Kamera stellt er ihnen die Frage: „Warum lebst du allein? Sag es der Kamera!“ Zu den Gästen zählt auch Orson Welles (wie im wirklichen Leben zählt er zu Jagloms engen Freunden). Zurückgelehnt in den hinteren Reihen des Theaters philosophiert der alte Mann über die Einsamkeit, die Liebe, die Folgen der Frauenbewegung und das Leben an sich. Es war seine letzte Rolle, bevor er 1985 starb. 22.45 Uhr
In den dritten Programmen gibt es zwei Filme des vor kurzem verstorbenen Regisseurs John Cassavetes. Südwest 3 zeigt um 22.15 Uhr das 1974 gedrehte Beziehungsdrama Eine Frau unter Einfluß. Gena Rowlands, mit Cassavetes seit 1954 verheiratet, spielt die durchgedrehte amerikanische Mutter Mabel, die nach sechs Monaten psychiatrischer Behandlung zu ihrer Familie zurückkehrt. Ihr Filmpartner ist der „Colombo“ -Darsteller Peter Falk.
Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte fern ab von den üblichen Hollywood-Märchen beschreibt Cassavetes 1971 entstandenes Werk Minnie und Moskowitz. Wieder ist Gena, diesmal neben Seymour Cassell, in der Hauptrolle zu bewundern. Sie verliebt sich in einen kauzigen New Yorker, der nach Kalifornien „ausgewandert“ ist, weil dort die Menschen und das Wetter freundlicher und schöner sein sollen. Der WDR zeigt den Spielfilm um 22.45 Uhr.
Die ZuschauerInnen der Nordkette, die nicht verkabelt sind, brauchen jetzt nicht traurig zu sein. N 3 beschert ihnen zwar keine Gina Rowlands, dafür aber die schöne kühle Catherine Deneuve in Truffauts Klassiker Die letzte Metro. Im September 1942, während der deutschen Besetzung, wird im Pariser Theater „Montmartre“ ein neues Stück gepropt. Madame Steiner (C. Deneuve) hat die Leitung übernommen, nachdem ihr Mann als deutscher Jude Hals über Kopf das Land verlassen mußte. In Wahrheit aber wird er im Keller des Theaters von seiner Frau versteckt gehalten und hört so die Proben und auch das Intrigenspiel auf der Bühne Wort für Wort mit. Zur Starbesetzung des Films gehört auch Gerard Depardieu als Schauspieler Bernard und Heinz Bennet als Verbannter Theaterregisseur Lucas Steiner. Zu sehen um 21.00 Uhr, N 3.
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