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Oppositionelle in der UdSSR freigelassen

■ Über 40 politische Häftlinge aus Gefängnissen und Straflagern entlassen / Größte Freilassungsaktion seit Ende der Stalinära

Moskau (dpa/ap) - Die UdSSR hat am Wochenende über 40 politische Gefangene aus den Straflagern Perm (Ural) im Gebiet von Mordwinien (Wolga) sowie aus dem Tschistopol– Gefängnis bei Kasan freige lassen. Dies bestätigte gestern der im Dezember aus der Verbannung entlassene Bürgerrechtler Andrej Sacharow in Moskau. Unklarheit herrschte noch über die genaue Zahl der Freigelassenen. Es handelt sich um die größte Freilassungsaktion seit Ende der Stalinära 1953. Einer der aus dem Tschistopol– Gefängnis Entlassenen, der Literaturwissenschaftler Sergej Grigorjans, erklärte gestern dpa, die Zahl habe sich inzwischen auf 44 erhöht. Insgesamt sollen nach seinen Angaben 51 Oppositionelle aus Straflagern und Gefängnissen entlassen werden. Dies habe ihm der stellvertretende Gefängnisdirektor vor der Freilassung mitgeteilt. Sacharow bestätigte gestern 43 Haftentlassene. Den Freigelassenen ist nach Informationen von Jelena Bonner, der Frau Sacharows, ein Dokument ausgehändigt worden, in dem es hieß, daß sie laut einem Beschluß des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 2. Februar begnadigt worden seien. Frau Bonner hatte am Samstag in einer ersten Reaktion gesagt: „Wir sind Gorbatschow sehr dankbar dafür und hoffen, daß dies erst der Anfang ist und noch mehr freigelassen werden.“ Unter den Freigelassenen ist der 53jährige Mathematiker Juri Schichanowitsch, der ein Menschenrechtsjournal redigierte. Ferner Ukrainer wie der 73jährige Nationalist Danilo Schumuk, der einen Großteil seines Lebens in Gefängnissen verbracht hat. Frei sind unter anderem der katholische Menschenrechtsaktivist Kirill Popow, der in psychiatrischen Kliniken interniert war, bevor er zu verschärftem Straflager verurteilt wurde, der litauische Nationalist Antanas Terleckas, die Estin Lagla Parek und der Hebräischlehrer Selentschenok.

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