piwik no script img

Opposition kritisiert SteuersenkungenDer falsche Moment

Die Regierung kündigt Steuersenkungen an. Das kritisiert die Opposition. Zwar wollen auch SPD, Grüne und Linkspartei mittlere Einkommen entlasten. Aber nicht jetzt.

Hält nichts von den Plänen der Regierung: Sahra Wagenknecht. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Regierung kündigt Steuersenkungen für untere und mittlere Einkommen an - die Opposition ist skeptisch.

Die finanzielle Lage sei für Steuersenkungen zu ungewiss. So sagt Sahra Wagenknecht, Finanzexpertin der Linkspartei: "Angesichts der Staatsverschuldung sind Steuersenkungen derzeit generell nicht angebracht." Zwar wolle auch ihre Partei "eine Abflachung des Mittelstandsbauchs", der übermäßigen steuerlichen Belastung von Normalverdienern. "Aber wenn man das macht", so Wagenknecht zur taz, "dann nur, wenn man es durch Steuererhöhungen für Reiche gegenfinanziert."

Denkbar sei eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder eine höhere Besteuerung von Zins- und Aktiengewinnen. Doch angesichts der Milliarden, die die Bankenkrise den Staat kosten und der "zu erwartenden Bürgschaften für die Eurokrise sind Steuersenkungen falsch. Der Staat darf seine Einnahmen nicht noch weiter beschneiden." Zudem sei der Zweck des Manövers offenkundig: "Das ist Überlebenshilfe für die FDP."

Auch Gerhard Schick, Finanzexperte der Grünen, meint, Merkel gehe es nur um die "Rettung der FDP". Sachlich, so Schick zur taz, "spricht angesichts einer Schuldenquote von über 80 Prozent und wachsender Haushaltsrisiken durch die Euro-Rettungspakete alles gegen Steuersenkungen." Zudem sei es ein Irrtum, dass Schwarz-Gelb Ärmere entlasten werde. "Eine Tarifsenkung im unteren Einkommensbereich entlastet die oberen Einkommensbereiche viel stärker."

Der SPD-Finanzfachmann Joachim Poß hält schon die Begründung der Steuersenkung für falsch. "Dass Unionsfraktionschef Kauder Steuersenkungen mit konjunkturellen Mehreinnahmen begründet, widerspricht der Schuldenbremse", so Poß zur taz. Deren Sinn sei es, gerade in ökonomisch guten Zeiten vorzusorgen.

Zudem seien weder die Belastungen durch die Bundeswehrreform und die Energiewende noch die durch die Eurorettung "ausreichend geklärt". Faktisch, so Poß, "plant Schwarz-Gelb eine Steuersenkung auf Pump". Deshalb, so der SPD-Fraktionsvize, sei auch kaum mit einer Zustimmung der SPD-geführten Länder im Bundesrat zu rechnen. Die aber braucht die Regierung, wenn die Steuersenkung auch die Einkommensteuer betrifft.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • JK
    Juergen K.

    Man kann auch beim Brötchen schmieren von sich geben,

     

    dass man die Unteren Einkommen fördern will;

    Beim Scheissen auch !

     

    Nur wer es rechnet, kann die Schmierinfektion feststellen.

  • I
    Icke

    Sarah Wagenknecht hält sowieso nichts von etwas anderem als Gulags für Andersdenkende.

  • MS
    Michael S.

    Schon eine verkehrte Welt, da wollen CDU/FDP die unteren und mittleren Einkommen entlasten und die Linken sind reflexartig dagegen, weil die Idee aus der Mitte kommt.