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Opfer der türkischen Militärjustiz"Wie lebendig im Sarg begraben"

Die Militärs steckten Mehdi Zana einst ins Verließ. Dank der jüngst vom Volk bestätigten Verfassungsreform kann er nun gegen seine Peiniger vor Gericht ziehen. Er will aber nicht.

Als politisch aktiver und bekennender Kurde verfolgt, lebt er nun im Exil: Mehdi Zana. Bild: metin yilmaz

Der Wachmann fing eine der großen Kanalratten, von denen es so viele hinter Gittern gab. Dann wollte er den Gefangenen zwingen, das Tier herunterzuschlucken. Der Mann wehrte sich, doch der Wärter prügelte auf ihn ein und stopfte ihm schließlich die Ratte mit Gewalt in den Mund. "Als der Bedauernswerte das kratzende Tier in seinem Mund spürte, stieß er unmenschliche Schreie aus", schildert Mehdi Zana die Szene. Dann lachten die Wachleute und jubelten "zum Nachtisch".

Das war 1981 im Gefängnis Nummer 5 in Diyarbakir. Vor ziemlich genau 30 Jahren, am 24. September 1980, wurde Mehdi Zana nach dem Militärputsch in der Türkei festgenommen und für elf Jahre ins Gefängnis gesteckt. Damals war er Bürgermeister von Diyarbakir, der heimlichen Hauptstadt des kurdischen Ostens der Türkei. Heute lebt er im Exil in Stockholm. Ein paarmal im Jahr reist er durch die Welt, wird zu Vorträgen eingeladen, erzählt von seinen Hoffnungen. Ansonsten hat er viel Zeit.

"Nein, ich will überhaupt nie wieder zurück", sagt Mehdi Zana und lacht. Der zierliche Mann mit den vollen Wangen sieht ins Leere. Später wird er auf die Frage, ob er seine Heimat vermisse, antworten: "Jeden Tag sehne ich mich dahin zurück." Wenn der 70-Jährige über "Türkisch-Kurdistan" spricht, dann gestikuliert er viel, schaut an seinem Gegenüber vorbei und fängt immer wieder an zu weinen. Dann wischt er sich seine Tränen mit dem Handrücken weg und redet weiter. Er fühlt sich einsam, daran lassen seine Worte und sein Mienenspiel keinen Zweifel. Freunde sagen, es gehe ihm gerade sehr gut.

Mehdi Zanas Peiniger von einst müssen jetzt mit einer Strafverfolgung rechnen. In einem wegweisenden Referendum haben die Türken vor zwei Wochen die umfassendste Verfassungsreform ihres Landes seit Jahrzehnten gebilligt. Seitdem müssen die Putschisten von 1980 die Justiz fürchten.

Dass ihnen jeglicher Ärger bisher erspart blieb, lag an dem als Übergangspassus bezeichneten Artikel 15 der Verfassung von 1982, den die Militärs vorsichtshalber in den Text aufnehmen ließen, bevor sie sich in ihre Kasernen zurückzogen. Er legt fest, dass die Putschisten von 1980 für ihre Handlungen nicht belangt werden dürfen. Doch diese Klausel ist jetzt Geschichte. Eine der 26 von der Regierungspartei vorgeschlagenen Änderungen lautete nämlich: "Der Übergangsartikel 15 ist aufgehoben."

Zwar muss die Reform noch umgesetzt werden, aber fest steht schon jetzt: Das mächtige Militär hat weniger Rechte, die Bürger mehr und der Weg für Strafverfolgungen wurde grundsätzlich frei gemacht. Türkische Politiker und Schriftsteller haben einen Tag nach der Abstimmung Strafanzeige gegen die Putschisten vom 12. September 1980 gestellt. Die frühere Militärführung unter General Kenan Evren müsse wegen eines illegalen Staatsstreichs angeklagt werden, forderten die Initiatoren der Anzeige, darunter Vertreter der Kurden-Partei BDP.

Auch Mehdi Zana könnte nun klagen, er will aber nicht. Alles zu aufwühlend und dann doch wieder sinnlos, meint er. "Was soll mir eine Anzeige nun bringen?", fragt er. Der 70-Jährige spricht leise und sehr schnell, manchmal überschlägt sich seine Stimme. Vielleicht ist das so, wenn man solch eine Geschichte zu erzählen hat.

Nach dem Putsch vor 30 Jahren waren 50 Menschen hingerichtet und Hunderttausende festgenommen worden. Viele von ihnen starben in Haft, verschwanden oder wurden gefoltert. Medih Zana war einer von ihnen.

Er wurde am 24.September 1980 ohne Anklage in Istanbul verhaftet. Elf Stunden hätten gefehlt, erzählt er, um ein Schiff nach Europa zu erreichen. Elf Jahre Haft folgten für den damals 39-Jährigen. Das grausamste Kapitel seines Lebens, wie er sagt.

Nach seiner Verhaftung muss Zana für 40 Tage in Dunkelhaft in die Militärakademie in Istanbul. Die Zelle war 1,80 Meter lang, 1,80 hoch und 70 Zentimeter breit. "Ich war wie lebendig im Sarg begraben." Es folgen stundenlange Verhöre mit verbundenen Augen, er wird mit Elektroschocks an den Genitalien gefoltert, mit Scheinerschießungen gequält. "Und jedes Mal, wenn eine Frau unter Vergewaltigungen schrie, dachte ich, es ist meine Frau Leyla", sagt Mehdi Zana rückblickend.

Anschließend wird er in zwei Gefängnisse nach in Diyarbakir überführt, wo die "Brutalität und der Sadismus der Wärter die menschliche Vorstellungskraft überstiegen" hätten. So seien den Gefangenen Schlagstöcke in den After gestoßen worden, danach mussten sie von den Misshandelten abgeleckt werden. Mehdi Zana erzählt viele solcher Geschichten, die man eigentlich nicht glauben möchte - so schrecklich sind sie. Er wurde in zwei weitere Gefängnisse verlegt, bevor er 1991 vorzeitig entlassen wurde.

Mehdi Zanas Mutter brachte ihn 1940 als eines von dreizehn Kindern zur Welt. Neben seinem Elternhaus in Silvan in der Provinz Diyarbakir habe es eine Polizeistation gegeben, aus der er immer laute Geräusche gehört habe. Als er seine Mutter fragte, warum die Beamten so viel Krach machten, antwortete sie: "Junge, sie machen das, um die Schreie der Gefolterten zu übertönen." Bis dahin habe er immer Fußballer werden wollen, aber damals habe in ihm die Überzeugung zu wachsen begonnen, er müsse etwas für die Kurden tun.

Im Jahr 1963 wurde er Mitglied der türkischen Arbeiterpartei (TIP), einer der Keimzellen der radikalen Linken der Türkei. Von diesem Zeitpunkt an ist sein Leben eine Datensammlung aus Haftzeiten und Pausen dazwischen, ein Hin und Her zwischen draußen und drinnen. Immer wieder muss er wegen seiner politischen Aktivitäten ins Gefängnis. Mal wegen sogenannter Meinungsverbrechen, weil er zum Beispiel Kurdisch gesprochen hatte, mal wegen "Verstoßes gegen nationale Gefühle und Separatismus". Insgesamt verbrachte Mehdi Zana 16 Jahre hinter Gittern.

Er gründete die Sozialistische Partei Kurdistans und wurde mit deren Unterstützung 1977 zum Bürgermeister von Diyarbakir gewählt. Seine fünfjährige Amtszeit endet drei Jahre später mit seiner Festnahme in Istanbul.

Heute sind er und seine Frau Leyla als kurdische Symbolfiguren für den friedlichen Widerstand in der Türkei schon zu ihren Lebzeiten Legenden. 1975 heiratet Mehdi Zana, damals 34, die erst 14-jährige Tochter seines Cousins - eine in der kurdischen Gesellschaft bis heute nicht ungewöhnliche Konstellation. Als ihr Mann 1980 verhaftet wurde, führte sie seine Arbeit fort. Im Oktober 1991 wurde Leyla Zana als Mitglied der prokurdischen "Demokratischen Partei" (DEP) ins türkische Parlament gewählt - als erste Kurdin überhaupt.

Während der ersten Parlamentssitzung sorgte sie für einen Eklat. Leyla Zana trug ein rot-gelb-grünes Haarband - die Farben der kurdischen Flagge. Dann leistete sie den Verfassungseid auf Türkisch und sagte dann auf Kurdisch die Worte: "Ich habe diesen Eid für die Brüderlichkeit des türkischen und kurdischen Volkes geleistet." Für diesen Tabubruch, in der damals noch verbotenen kurdischen Sprache zu reden, musste sie schwer büßen.

1993 wurde die Immunität der vier kurdischen DEP-Abgeordneten aufgehoben, sie wurden aus dem Parlament heraus verhaftet. Die Angeklagten wurden wegen Landesverrats zu 15 Jahren Haft verurteilt. Mehdi Zana flüchtete mit den zwei Kindern nach Paris. Weil er kein Visum bekam, ging er nach Schweden, wo er bis heute lebt. Unglücklich sei er dort, alles sei so farblos. "Die Menschen lachen wenig, schenken sich kaum Beachtung", klagt er. Das Schlimmste, sagt er, sei das Heimweh. Es sei wie ein unerträglicher Durst.

2004 wurde seine Frau vorzeitig entlassen, nachdem die Türkei die Revision des Urteils durch den Europäischen Gerichtshof zugelassen hatte. Mehdi Zana reiste sofort zu ihr, wurde aber schon am Flughafen festgenommen, einen Tag später aber wieder freigelassen.

Er ist immer dasselbe Spiel: Auch Jahrzehnte nach dem Militärputsch kommen die Zanas in der Türkei nicht zur Ruhe. Sagen sie etwas, reagieren die wechselnden Regierung rasch mit Klagen. Gegen Leyla Zana gibt es immer wieder Verfahren. Ein Schwurgericht wertete mehrere Reden der Politikerin als Propaganda für die kurdische Rebellengruppe PKK und verurteilte sie 2008 zu zehn Jahren Haft. Bei ihrer letzten Verteidigung 2009 kündigte sie an, sich in keinem weiteren Prozess mehr verteidigen zu wollen. Sie sei müde, erschöpft vom ewigen Kampf.

Wegen der ständigen Repressalien hat sich Mehdi Zana für ein unglückliches Leben im Exil entschieden. Seine Frau und die Tochter Ruken leben in Diyarbakir, der Sohn Ronay in Paris.

Dann schwärmt er wieder von den kurdischen Bergen, den Farben und Gerüchen seiner Heimat und erzählt Anekdoten aus seiner Kindheit. Wie ein schweres, melancholisches Parfum hängt die Erinnerung in der Luft. Natürlich werde er eines Tages zurück in seine Heimat gehen und in Frieden dort leben, glaubt er. Es klingt wie ein Stoßgebet. Dass es erhört wird, ist eher unwahrscheinlich.

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16 Kommentare

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  • W
    Wahrheitssager

    @von vantast:sonst geht es dir gut?

     

    @von Demokratie braucht Mut:Sehr gut. Herzlichen dank. Es zeigt schon, dass die kurdische Instituionen

    mit Demokratie nicht ernst meinen.

     

    @von zack:ich bin mit ihrem Kommentar bis zum letzten Buchstaben einverstanden. Ich kann nur alles bestätigen. was um die deutschen angeht, kann ich nur um ihren verstädnis bitten. Mit dieser identität können Sie von den Deutschen nicht viel erwarten." Wer keine gefestigte Persönlichkeit besitzt, sucht Menschen, auf die er hinabschauen kann."

    ich möchte Sie dran erinneren, hinter jedem Militärputsch auf der Welt standen Amerikaner und die Europäer.

    @von Hilly Billy Kurde:Jede Versuch Ostanatolien zu reformieren von den Kurden verhindert. Z.B. Durch kurdische Abgeordnete im Parlement. Auch größten Teil von den Kurden unterstützte CHP. Ich will hier nicht den Eindruck ich wäre Anhänger von AKP. Ich darf noch nicht mal in der Türkei wählen.

    @von Max Aue:Sie haben Recht. was soll man dazu sagen. Wie kann ein Mann mit 34 Jahren, ein kleines Kind mit 14 heiraten. Das sagt schon über Kurden alles. Es hat sich heute nichts geändert.

    @von Michael Kohlhaas:Sie dürfen über Kurden nicht die Wahrheit schreiben. Man würde Ihnen vorwerfen, dass Sie die Kurden diskriminieren. Unter den Türken kenne ich kein Ehrenmord, die Kinder mit 15 Jahren werden auch nicht gezwungen den 70-80 järigen Opa zu heiraten aber trotzdem wird alles den Türken zugeschrieben, weil die meisten deutschen Türken aus religösen Gründen gehasst werden. Wie Sarazzin aber das macht nichts.

  • K
    Kurde9821

    @ Michael Kohlhaas

    Dass Frauen im Orient früh verheiratet wurden und werden, ist bekannt. In Kurdistan gab es Fortschritte in der Hinsicht, diese sollte es und wird es auch in Zukunft geben.

    Es ist eine Verkennung der Tatsachen, den Fortschrittswillen der Kurden zu negieren. Man muss bedenken, dass die Kurden im Norden des Irak beispielsweise sehr progressiv sind, eben weil sie über ein hohes Maß an Selbstbestimmungsmöglichkeiten verfügen. In der Türkei ist das nicht der Fall, eben weil den Kurden jede Möglichkeit zur Selbstbestimmung verwehrt wird. Wie ich bereits schrieb, haben der türkische Staat und das türkische Militär sogar ein vitales Interesse, die Modernisierungstendenzen innerhalb der kurdischen Gesellschaft zu konterkarieren.

  • MK
    Michael Kohlhaas

    ein sehr "interessanter" beitrag!

    warum erwähnt die autorin nicht, dass gerade eine vielzahl dieser leute das referendum boykottiert, gar die kurdische bevölkerung diesbezüglich auch noch eingeschüchtert hat? auf der einen seite ist der ruf nach demokratisierung sehr groß und laut, aber wenn es soweit ist, hat auf einmal niemand mehr interesse daran. wie kommt so etwas zu stande?

    denn letztendlich gewinnen alle radikalinskis (türken&kurden) ihr lebenselixier aus diesem nicht hinnehmbaren zustand. der wunsch nach demokratie und menschenrechten ist anscheinend eine farce! oder?

     

    ach ja, übrigens...

     

    "1975 heiratet Mehdi Zana, damals 34, die erst 14-jährige Tochter seines Cousins - eine in der kurdischen Gesellschaft bis heute nicht ungewöhnliche Konstellation"

     

    is´ ja nicht so schlimm. der darf das :)

  • HB
    Hilly Billy Kurde

    @Max Aua: Die archaisch zurückgebliebenen KurdenInnen und die ach so fortschrittlichen TürkInnen. Das ist in meinen Augen eine pauschale Diskriminierung einer Volksgruppe die aller ihrer elementarsten Rechte beraubt ist. Recht auf eigene sprachliche Bildung (Kurdisch in Schulen, Ämtern, Gefängnisse) Recht auf die eigene Identität. (Jeder Schüler in den kurdischen Gebieten muss jeden Tag in seiner Schule einen Spruch laut mit den anderen aufsagen) "Ich bin Türke, ich bin ehrlich und ich bin fleißig." Das sollte man Mal von den türkischen Schülern in Deutschland auch einmal verlangen. Ich bin Deutsch und so weiter... Wäre doch auch ein Fortschritt, nicht wahr? Und außerdem kenne ich einige TürkenInnen die mit Cousin oder Cousinnen verheiratet sind. Das ist ein allgemeines Problem in Islamischen Ländern. Das Geld soll ja schließlich innerhalb der Verwandschaft bleiben. Das es aber grundlegende Veränderungen innerhalb der kurdischen Gesellschaft vor sich gehen, wollen ja einige nicht sehen. @Kurde9821, hat es sehr gut beschrieben. Ob Sie es wollen oder nicht auch wir Hilly Billy Hinterwäldler KurdenInnen emanzipieren uns. Das kann man nicht mehr aufhalten. Servus und einen juten Tach, wünsche ich.

     

    Noch eine letzte Frage: Wie kann man millionnen von Wählern mit Gewalt zwingen ein Referendum zu boykottieren? Klopft man bei jedem an die Tür, oder wie? Ich vergaß, die sind ja so wie unzurechnungsfähig, die Kurden.

  • K
    Kurde9821

    @ Max Aue

    Lesen Sie sich nochmal meine Beiträge durch, alles gut fundiert.

    Natürlich würde niemand bestreiten, dass es auch innerhalb der kurdischen Gesellschaft einiges zu verbessern gibt. Aber das Problem in dem Fall ist tatsächlich der türkische Staat, der einen Fortschritt bei den Kurden nicht sehen möchte. Ganz im Gegenteil, es wird einiges dran gesetzt, den kurdischen Fortschritt zu bremsen.

    Dass Sie gerne die Türken weißwaschen würden, indem Sie unterstellen, dass vor allem die Kurden für das schlechte Bild der Türken verantwortlich sind, glaube ich Ihnen. Schließlich hat Erdogan ja auch gesagt: „Überall, wo wir [Türken] hinkommen, gibt es nur Liebe und Freundschaft. Mit Hass und Gewalt haben wir nichts zu tun.“ Ist klar und den Weihnachtsmann gibt es auch.

    Hierzu würde ich empfehlen, lesen Sie den Taz-Artikel nochmal und den Auszug aus dem Spiegel-Artikel, den ich gepostet habe. Dann sollte ersichtlich werden, wie „human“ und „friedliebend“ der türkische Staat gegen die Kurden agiert hat.

  • MA
    Max Aue

    Wenn ein 34jähriger eine 14jährige heiratet, die TAZ verharmlost das auch noch, dann sagt das alles über diesen Mann.

     

    Die Kurden leiden nicht an den türken, sondern an ihrer anachronistischen und frauenfeindlichen Clangesellschaft, welche sie auch nach Deutschlant mitgebracht haben. Der Fall Sürücü ist exemplarisch.

     

    Die Integration von Kurden ist ein Problem, nicht die der sich als Türken bekennenden.

     

    Aber in solchen fällen spricht die TAZ gerne von Türken, statt das Problem bei Namen zu nennen: Kurden.

     

    Die Kurden haben größtenteils die Reformwahl boykottiert oder wurden mit Mord und Totschlag von den "demokratischen" kurdischen Parteien wie PKK und BDP daran gehindert.

     

    Soviel zu den kurdischen Parteien.

  • K
    Kurde9821

    @Hilly Billy Kurde

    Sie fragen (zu Recht): "Sehr geehrter zack zack,

     

    wenn das so wäre wie sie es beschreiben, "die von den Kurden bewohnten Gebiete" sind doch seit Jahrzehnten innerhalb der Türkei. Warum wurde nichts geändert?"

    Der türkische Staat ist eben daran nicht interessiert: „Diese Clan- und Stammesstrukturen wurden bei den Kurden durch die demokratische Ausrichtung der kurdischen Bewegung erheblich geschwächt. Wo die PKK ihren Einfluss geltend gemacht hat und sich durchsetzen konnte, ist das feudale System größtenteils abgeschafft, dagegen hat der türkische Staat an diesen Strukturen festgehalten und nutzt sie zur Bekämpfung der PKK (wie übrigens auch die islamischen Strukturen). Die Großgrundbesitzer geben den Feudalismus entweder auf oder werden zu Dorfschützern auf der Seite destürkischen Staates und kämpfen gegen die PKK. Diese Polarisierung führt zu großen Problemen innerhalb der kurdischen Gesellschaft. Durch die Unterstützung der Großgrundbesitzer bringt sich die Türkei selbstverständlich in Widerspruch zu ihren eigenen Postulaten und Modernisierungsbemühungen. Gegen diese feudalen Strukturen und Unterdrückungsmaßnahmen kam es in der Vergangenheit wiederholt zu Aufständen der Kurden, die vom türkischen Staat mit heftiger Gewalt beantwortet wurden. Die Überlebenden wurden in den Westen der Türkei umgesiedelt, und die den Familien weggenommenen kurdischen Mädchen wurden türkischen Offizieren zur Adoption freigegeben.“

    http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7617/pdf/Die_regionale_Grossmachtpolitik_der_Tuerkei_und_das_suedostan.pdf

    S.66 f.

  • T
    Troublemaker

    So ein blödsinn.

     

    Die Kurden sollen alles negative der türkischen Gesellschaft wohl auf sich nehmen?

    Gestern Abend höre ich noch Tayip Erdogan laut im Fernsehen rufen kein Muttersprachlicher Unterricht für Kurden!

    Wie soll sich ein Volk denn weiterentwickeln wenn es in seiner Entwicklung immer gebremst wird.

    Ist man in der Türkei denn nur ein vollkommener Mensch wenn man das türkische verinnerlicht und die eigenen Wurzeln abstößt?

    Ich kann nur hoffen das die Kurden eines Tage frei sein werden.

  • HB
    Hilly Billy Kurde

    Sehr geehrter zack zack,

     

    wenn das so wäre wie sie es beschreiben, "die von den Kurden bewohnten Gebiete" sind doch seit Jahrzehnten innerhalb der Türkei. Warum wurde nichts geändert? Ja ich weiß, die sind doch total zurückgeblieben, fehlt noch, dass Sie schreiben, dass die die Meisten von ihnen in Höhlen leben und sich von rohem Fleisch ernähren. Wie unterscheidet ihre Sichtweise sich von chronischen Türkenhassern. Beide fühlen sich einer anderen Gruppe überlegen. Hust, hust...

  • N
    Neo

    @vantast Sie "vantasieren".

    Fragen Sie mal vieviele Menschenleben die radikalen Linken (Kurden und Türken, die extrem Linke PKK nicht miteingerechnet) in der Türkei zu verantworten haben. Die damalige Zeit in der Türkei war geprägt von äußerster Brutalitität von allen Seiten (Linke, Rechte, Polizei/Militär). Jedoch ging die Militärjunta noch brutaler vor.

     

    Aber Sätze wie diese sind nicht ernst zu nehmen:

    "Wo sie sind, herrschen bessere Verhältnisse, sie haben sich ihren eigenen Staat verdient, weil sie (Kurden) zivilisierter sind, als die große Mehrheit der Türken."

     

    Zivilisierter? bitte nochmals den Artikel lesen:

     

    "1975 heiratet Mehdi Zana, damals 34, die erst !14-jährige! Tochter seines Cousins - eine in der kurdischen Gesellschaft bis heute nicht ungewöhnliche Konstellation"

    Kinderheirat, Zwangsehen, Ehrenmorde, kriminelle Clanstrukturen, Blutrache und Unterdrückung der Frau sind also zivilisierter...

     

    "Es ist eigentlich mehr eine kurdische, archaische Tradition, wie auch Ehrenmord und Zwangsheirat – in der Türkei ist man deswegen immer wieder gekränkt, wenn solche Dinge im Ausland als „türkisch“ dargestellt werden. Im Südosten des Landes sind Clan- und Stammesstrukturen immer noch mächtiger als jede von oben verordnete Reform"

    http://www.welt.de/vermischtes/article3679758/Die-kaltbluetige-Ausrottung-der-Familie-Celebi.html

     

    Vantast, ich kann Sie wirklich nicht ernst nehmen!

  • Z
    zack

    Sehr geehrter vantast,

     

    Ich verurteile mit Abscheu was diesem Menschen und auch Anderen Folteropfern angetan wurde. Aktivisten ausnahmslos aller politischen Richtungen wurden auf diese Weise geknechtet.

     

    Allerdings ist die Aussage:

    ...sie haben sich ihren eigenen Staat verdient, weil sie zivilisierter sind, als die große Mehrheit der Türken...

     

    ziemlich dürftig und spiegelt die in den letzten 20 Jahren der deutschen Gesellschaft diktierte politische Meinung zu diesem Thema.

     

    In den von den Kurden bewohnten Gebieten herrscht Feudalismus, Vielweiberei, Analphabetismus, Blutfäden, Clanbildung, Zwangsheirat, Ehrenmorde.

     

    Die Gewaltbereitschaft unter den kurdischen Männern gegenüber Frauen und Kindern ist überproportional höher als bei anderen ethnischen Gruppen.

     

    Selbst die kurdischen Geschäftsleute scheuen sich aus diesen Gründen in solch einem Umfeld zu investieren.

     

    Wenn die Deutschen Ihren chronischen Türkenhass auch nur einmal versuchen würden abzulegen, könnten Sie vielleicht erkennen, daß viele Probleme der Kurden hausgemacht sind.

     

    Wenn die geistigen Führer der Kurden schon Ihre minderjährigen Nichten zur Heirat zwingen, kann man sich den Rest ja denken.

     

    Es gehört allerdings auch zur Staatsräson in Deutschland alles Schlechte den Türken zukommen zu lassen, oder wieso scheut sich die deutsche Öffentlichkeit die ansonsten für alles pedantisch Statistiken erstellt, endlich die Kurden von den Türken separat zu erfassen.

     

    Wahrscheinlich hat man Angst, das die kurdischen Großclans die in den 80igern und 90igern großzügig in Deutschland aufgenommen wurden, bei einer separaten Erfassung, das türkische Ergebnis deutlich verbessern würden.

  • J
    jackson

    Gerade Frau Leyla Zanas Partei BDP hat das Referendum in der Türkei boykottiert, das sollte noch angemerkt werden.

  • K
    Kurde9821

    Damals ist auch in den deutschen Medien darüber berichtet worden.

    Aus einem Spiegel-Artikel, 1982

    "Neuankömmlinge werden zum Empfang an die Wand gestellt und müssen mit erhobenen Händen 44 Glaubenssätze aus dem türkischen National-Katechismus nachsprechen, etwa: "Ich bin Türke", "Ich bin stolz", "Ich bin fleißig". Nach jedem Satz gibt es einen Stockschlag.

     

    Auf dem Gefängnishof wird stundenlang marschiert, exerziert, zu Klängen türkischer Märsche und Sprüchen des Staatsgründers Kemal Atatürk. Dazu gibt es ständig Schläge, Ohnmächtige werden kurzerhand in die Abwässerrinnen geworfen. In den Ruhezeiten ertönt in Brüllstärke immer derselbe Marsch.

     

    Eine bei den Folterern - in Diyarbakir laut Kaya ausschließlich Militärpersonal - besonders gern angewandte Methode ist das "Baklava-Essen", so genannt nach einer berühmten orientalischen Süßigkeit aus Teig, Mandeln und Honig: Der Häftling erhält so lange Schläge ins Gesicht, bis das Blut aus Nase und Mund fließt, dann hat er "Baklava gegessen". Neben "Falaka", Elektroschocks und anderen Quälereien zielen die Verhöre der kurdischen Häftlinge auf Demütigung und Demoralisierung.

     

    Frauen vergewaltigt man mit Schlagstöcken, nur alle zwei Tage werden je zwei Häftlinge zu den Latrinen geführt. Wenn der Begleiter vom Wachpersonal bis drei gezählt hat, müssen sie ihre Notdurft verrichtet haben.

     

    Die Gefangenen dürfen sich nicht waschen, statt dessen gibt es eine Spezialbehandlung in der sogenannten "Zelle mit Bad". Das ist ein 2,50 mal 2,50 großer Raum mit einem Betonsockel in der Mitte, um den sich kniehoch Kot und Urin sammeln. Kaya war 32 Tage in dieser Zelle. Dreimal täglich mußte er in der Jauche "schwimmen", sich mit "Shampoo", also Kot, bedecken.

     

    Jeder Gefangene bekommt 60 bis 100 Gramm Brot am Tag, dazu drei bis fünf Löffel Essen, "wenn man das so nennen darf" (Kaya). Die Nahrung wird mit Seife oder Waschmitteln versetzt, gelegentlich auch mit Ratten, zum Trinken bekommen die Häftlinge oft genug das Wasser, in dem sie das Geschirr des Gefängnispersonals gespült haben."

     

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14349023.html

     

    Man war aber nicht gewillt gegenüber dem NATO-Partner Türkei klare Worte zu wählen und notfalls auch deutliche Taten folgen zu lassen.

    Es ist Zeit, der Gerechtigkeit Genüge zu tun.

  • DB
    Demokratie braucht Mut

    Als kurdin verstehe ich nicht warum die Kurden in der Türkei so eine Reform boykottiert haben. Mann bekommt die Chance die Peiniger zu klagen und wir boykottieren diesen Volksentscheid??????????

  • M
    maicon

    Leider wurde diese Reform (Gesetzesänderung) mit Volksabstimmung von Kurden boykottiert. Das hier das nicht erwähnt wird ist schon fraglich!

  • V
    vantast

    Deshalb sollte die Türkei nicht in die eu. Andererseits kann eine Änderung zum Besseren nur in der eu passieren. Hoffentlich werden die Täter doch noch bestraft. Hier in Deutschland ließ man die großen Verbrecher allerdings auch unbehelligt, half ihnen sogar. Ich hoffe sehr, daß die Kurden doch noch ihren eigenen Staat bekommen. Wo sie sind, herrschen bessere Verhältnisse, sie haben sich ihren eigenen Staat verdient, weil sie zivilisierter sind, als die große Mehrheit der Türken.