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Opfer der Ölkatastrophe in den USABP will weniger entschädigen

Die Opfer der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sollen nach dem Willen des Ölkonzerns BP weniger Entschädigung erhalten. Die Wirtschaft in der Region habe sich erholt.

Ein ölverschmierter Vogel wird im Juni 2010 vor der Küste von Louisiana aus dem Meer gefischt. Bild: ap

CHICAGO afp | Der BP-Konzern will die Entschädigungen für Opfer der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zurückfahren. Da sich die Region erholt habe, sollten die Zahlungen für künftige Einbußen Einzelner und Unternehmen eingestellt werden, heißt es in einem am Freitag bekannt gewordenen Papier des Konzerns. Die Tourismusindustrie floriere, die staatlichen Fischgründe seien wiedereröffnet und die jüngste Krabbenfang-Saison sei die beste seit Jahren.

Der britische Ölkonzern hat die Kosten der Katastrophe 2010 auf 41,3 Milliarden Dollar beziffert, 20 Milliarden Dollar davon für die Entschädigung der Opfer. Bislang hat der Entschädigungsfonds mehr als 4,5 Milliarden Dollar an mehr als 195.000 Betroffene ausgezahlt.

Alle "legitimen Ansprüche" würden weiterhin erfüllt, heißt es in dem 29-seitigen Papier an den Entschädigungsfonds. Die Bewertung künftiger Verluste müsse aber angesichts der jüngsten positiven Wirtschaftsentwicklung in der Region überprüft werden. Den Austernzüchtern, deren Bänke durch die Ölpest zerstört wurden, sicherte der Konzern allerdings weitere Entschädigungszahlungen zu.

Anfang des Jahres hatte BP den von ihm eingesetzten Verwalter des Entschädigungsfonds, Kenneth Feinberg, bereits dafür kritisiert, mögliche Entschädigungen zu hoch anzusetzen. Feinberg hatte vorgeschlagen, für 2011 eine Entschädigung in Höhe von 70 Prozent des 2010 entstandenen Schadens und für 2012 in Höhe von 30 Prozent zu zahlen. Der Konzern hielt hingegen 50 und 25 Prozent für angemessen.

Die BP-Ölbohr-Plattform "Deepwater Horizon" war im April 2010 explodiert und gesunken. Bei der Explosion der Bohrinsel kamen elf Arbeiter ums Leben, im Anschluss flossen Millionen Liter Erdöl ins Meer. Durch die schlimmste Ölpest in der Geschichte der USA wurden die US-Küste sowie wichtige Krabben- und Fischfang-Gewässer verschmutzt. Touristen blieben der Unglücksregion fern.

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6 Kommentare

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  • AJ
    Andreas J

    an Enzo Aduro und Benzinverbraucher,

    BP am Pranger? Der beschissenne Konzern hat in Nigeria das komplette Nigerdelta mit Öl verseucht und den Menschen dort komplett die Lebensgrundlage entzogen ohne auch nur einen Cent Entschädigung zu bezahlen. Dort sieht es aus wie auf einem fremden unbewohnbaren Planeten. Allest total im Arsch. Die sollen bezahlen bis sie pleite sind. Verbrecher!

  • I
    Ilmtalkelly

    @ benzinverbraucher

    Die armen BP-ler, jetzt ham´se alles abgekriegt, nich mal der Golf von Mexico hat so viel aushalten müssen.

    Die kleinen Schlucker müssen jetzt den großen Saugern mal unter die Arme greifen, damit die in noch größeren Tiefen, noch riskanter bohren können. Na Benzinverbraucher, in welche Tiefen willst du denn heut noch kriechen, auf dich ham die noch gewahrtet.

  • B
    Benzinverbraucher

    Enzo Aduro: Sie haben recht. Das Unternehmen ist in einem Maße an den Pranger gestellt worden, wie BP es nicht verdient hat. Für das Unglück gibt es bekanntlich mehrere Verantwortliche. BP hat als einziger vorbehaltlos die Verantwortung dafür übernommen und enorm viel Geld für Aufräumarbeiten und Entschädigungen aufgewendet. Die Sicherheitstechnik für Tiefseebohrungen wurden in Folge massiv verbessert. Solch einen Vorfall wird es nach Menschengedenken nicht mehr geben, nicht zuletzt weil die finanziellen Risiken einfach zu groß sind. Das ist das Positive am Unglück.

     

    Übrigens ein bemerkenswert objektiver Bericht!

  • G
    guntherkummerlande

    Ich kann mich gut noch daran erinnern,

    wie Medien scheinbar von BP gereinigte

    Strandgebiete zeigten.

     

    Einen halben Meter unter der Strandoberfläche

    war noch immer das Öl.

    Der wirtschaftliche Druck auch kontaminierte

    Seetiere zu verkaufen, ist sicherlich enorm,

    aber das heißt nicht das diese Waren

    völlig unbedenklich sind.

    Auch die Ölschwarten sollen noch weiter

    umherwabern weit unterhalb der Meeresoberfläche.

    Die ölabbauenden Mikroben sollen doch nicht

    so stark gewesen sein und die chemischen

    Bindemittel hochtoxisch.

     

    Es muss wirklich wissenschaftlich der aktuelle

    toxische Schadensbericht gefertigt werden.

    Auch die psychischen, materiellen Schäden müssen

    bezahlt werden(Kosten für Psychotherapien,

    physische und psychische Folgeerkrankungen).

     

    Die Richter oder die UNABHÄNGIGEN Umweltbehörden sollen ein Machtwort fällen, aber ein Konzern

    darf sich seine Schadensersatzleistungen nicht

    selber festlegen. Eine Verurteilter kann ja auch

    nicht seine Strafe selbst bestimmen.

     

    Stark verbesserte Sicherheitskonzepte zum Betrieb

    dieser Anlagen müssen ebenfalls vorgelegt werden,

    wenn die USA sich als rechtsschaffende, starke

    Nation behaupten wollen.

  • EA
    Enzo Aduro

    Nachvollziehbar.

    Das war sowieso eine Hetzjagt die man nur veranstallten konnte weil BP britisch ist.

     

    Ohne das Tiefseeol und andere unkonventionelle Ölquellen wäre der Öl so teuer das es keine USA, insbesondere die Südstaaten die ja noch eine ecke "amerikanischer" sind als Neuengland schlicht unvorstellbar wäre.

  • I
    Ilmtalkelly

    Na, was anderes hab ich auch nicht erwartet. Auch für die Schweinereien des Begleitgasabfackelns weltweit werden die nicht bezahlen. Solang wir Kunden es tollerieren, machen die ihr Geschäft so weiter, aber Herr Hayward und Herr Franke, ihr bleibt uns unvergessen.