Opernsanierung für bessere Akustik: Staatsoper kommt jetzt hinter Gitter
Eine Gitterwand über dem Saal soll Akustik der Staatsoper verbessern. Die Sicht auf die Bühne bleibt schlecht
Ganz langsam schwebte am Mittwoch der riesige Kronleuchter der Staatsoper Unter den Linden auf das Parkett herunter. Die Sitze im Zuschauerraum hatte man vorsorglich entfernt. Die Wolke aus Kristall und Licht wird für drei Jahre eingemottet. Mit der "symbolischen Abhängung", wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sagte, "startet quasi die 239 Millionen Euro teure Sanierung des maroden Hauses". Im September beginnen die Abrissarbeiten an der Decke. Die Staatsoper spielt bis zur Wiedereröffnung 2013 im Schillertheater.
Zur Verbesserung der Akustik ist geplant, die zukünftige Decke über dem Zuschauerraum anzuheben. Sie soll auf einer neuen, vier Meter hohen Gitterwand ruhen, die jetzt vorgestellt wurde. "Diese schalldurchlässige Konstruktion" werde im Halbrund zwischen Decke und dem dritten Rang angebracht, sagte der Stuttgarter Architekt HG Merz. Mit der Vergrößerung des Raumvolumens von 6.500 auf 9.500 Kubikmeter und dieser "Nachhallgalerie" könne ein "hervorragender Klang" erzielt werden. Das helle Gittermotiv bestehe "hauptsächlich aus Keramik und wird als Rautenform angeordnet werden". Mit der vier Meter höheren Decke wird die sogenannte Nachhallzeit der Musik von bisher einer Sekunde auf 1,6 Sekunden erhöht. Das entspricht der Nachhallzeit großer internationaler Opernhäuser.
Die jetzige Stuckdecke bleibe erhalten und werde nach dem Umbau denkmalgerecht wieder eingesetzt, sagte der Architekt. Nachdem die Pläne bekannt geworden waren, dass Merz die Decke anheben möchte, hatten Denkmalschützer gegen die Veränderungen der 50er-Jahre-Rekonstruktion des einst barocken Opernhauses protestiert.
Sicher ist, dass auch gegen das jetzige Gitterwerk Unmut laut wird. Landeskonservator Jörg Haspel sprach am Mittwoch von "gewissen Kompromissen", die vom Denkmalschutz verlangt worden seien. Lüscher zeigte sich mit dem jetzigen Plan zufrieden: "Dieser Raum wird schön, und dieser Raum wird klingen", sagte sie.
Schön sehen wird man von allen 1.335 Plätzen aber weiterhin nicht können. Die beklagten bestehenden "schlechten Sichtlinien" bei fast einem Viertel der Rangplätze werden durch den Umbau nicht beseitigt. Die Akustik habe bei der Umgestaltung "höchste Priorität" gehabt, sagte Lüscher. Nur ein radikaler, nicht denkmalgerechter Umbau des Raums hätte die Sichtverhältnisse sehr verändert. "Aber den radikalen Entwurf wollten wir nicht."
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