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Operation Oberschenkel

■ Komplikationen nicht ausgeschlossen:Vorsicht bei Schönheitskorrekturen

Der Bauch ist zu schlaff, die Brust zu klein, die Oberschenkel sind reichlich üppig und die Lider faltig: Dornig ist der Weg zur Idealfigur und häufig endet er beim Schönheitschirurgen. Gerade Frauen lassen sich oft ohne Wissen ihrer Familie das Fett aus den Schenkeln absaugen oder die Brust vergrößeren. Geht es gut, dann ist es schön, geht es schief, dann schämen sie sich und verschweigen ihr Unglück.

Kaum eine Frau wendet sich wegen einer mißlungenen Schönheitsoperation an die Öffentlichkeit, erzählte Hans Rudolph, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, auf der Jahrestagung seiner Gesellschaft am Mittwoch in Hamburg. Denn im Gegensatz beispielsweise zu den USA, wo fast jeder Teenager spätestens zum 14. Geburtstag zumindest eine neue Nase spendiert bekommt, sei hierzulande die ästhetische Chirurgie, „Schönheitschirurgie“, ein „schamerfüllter Sektor“ der Chirurgie. So wisse auch niemand, wie viele Frauen - und natürlich auch Männer - sich in Deutschland tatsächlich diesen Operationen unterziehen. Ebensowenig sei bekannt, wie oft die Operationen mißlängen oder auch zu Komplikationen führten.

Die möglichen Komplikationen reichen von der Wundinfektion bis zu schweren Fremdkörper-Reaktionen zum Beispiel bei Kollagen-Injektionen zur Glättung von Falten. Bei Brustvergrößerungen kann es zu Verhärtungen und starken Verformungen kommen. Defekte Silikon-Einlagen (Implantate) müssen wieder entfernt werden. In der Hitliste der gefährlichen ästhetischen Operationen rangiert laut Rudolph das Absaugen von Fett am Bauch ziemlich weit oben. Dabei kann es zur Fettembolie kommen - Fett-Tröpfchen im Blut verstopfen Arterien -, es habe schon Todesfälle gegeben. Als relativ harmlos sei die Korrektur des Oberlides am Auge einzustufen. Die Fremdkörper-Reaktionen sind in der Regel nicht als direkte Folge etwa einer Silikon-Wirkung im Organismus nachweisbar. Da sie aber im Zusammenhang mit Kollagen oder Silikon häufiger festgestellt würden, bestehe der dringende Verdacht eines direkten Zusammenhangs.

Bei einer rein kosmetischen Operation sollten Menschen ganz besonders gründlich über mögliche Risiken aufgeklärt werden, forderte Rudolph. Die ästhetische Chirurgie zählt zur plastischen und Wiederherstellungschirurgie. Damit sei eine Qualitätskontrolle zumindest bei den Mitgliedern der Gesellschaft möglich.

Die Geschäftsstelle der Gesellschaft vermittelt Adressen von Chirurgen, die für den individuellen Fall spezialisiert sind. Mit der Adressenmitteilung werden die Betroffenen zugleich gebeten, ihre Erfahrungen der Gesellschaft mitzuteilen. Damit helfen sie, die Qualitätskontrolle zu verbessern. Adresse: Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Diakoniekrankenhaus Rotenburg/Wümme, Elise-Averdieck-Straße 17, 27342 Rotenburg/Wümme. Herbert Görne

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