Opel-Rettung: General Motors legt noch was drauf
Auf Drängen der Politik verdreifacht General Motors die Summe, die in Opel investiert werden soll. Nun sind auch die Gewerkschaften wieder gesprächsbereit.
RÜSSELSHEIM taz | General Motors (GM) stellt mehr Geld für die kränkelnde europäische Tochter Opel bereit: Statt der bislang avisierten 600 Millionen Euro an Eigenmitteln will der kürzlich von der US-Regierung gerettete Detroiter Autobauer nun 1,9 Milliarden Euro in die Sanierung von Opel und Vauxhall stecken. Damit seien wenigstens für dieses Jahr "alle potenziellen Liquiditätsrisiken ausgeräumt", teilte Opel-Chef Nick Reilly am Dienstag in Rüsselsheim mit.
Den gesamten Finanzbedarf zur Umsetzung des bereits Anfang Februar von GM vorgestellten Zukunftsplans für Opel und Vauxhall bezifferte Reilly erneut auf 3,3 Milliarden Euro. Dass GM davon nun mehr als 50 Prozent übernehme, nannte der Opel-Chef "ein Zeichen des Vertrauens auch des Verwaltungsrats von GM in den langfristigen Geschäftserfolg von Opel". Auch GM-Boss Big "Ed" Whitacre sprach in Detroit von einem "klaren Bekenntnis zum europäischen Geschäft", das geeignet sei, "Vertrauen und Zuversicht" in die Zukunft von Opel zu schaffen.
Die Botschaft ist ganz offenbar auch beim Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Opel, Klaus Franz, angekommen. Dieser hatte bislang immer dafür plädiert, Opel und Vauxhall aus dem Konzernverbund GM herauszulösen und an einen Investor zu verkaufen. Jetzt sagte Franz, dass die höheren Investitionen von GM auch die Chancen auf weitere Staatshilfen für Opel verbessert hätten.
"Das wird Vertrauen schaffen bei den Regierungen in ganz Europa, insbesondere auch bei der deutschen Bundesregierung und den Landesregierungen", erklärte er. Auf dieser Grundlage seien die Arbeitnehmer auch wieder bereit, mit GM über die geforderten Beiträge der Arbeitnehmer zur Sanierung von Opel zu verhandeln.
Brüderle bleibt reserviert
Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Werken hatten GM gleich nach der Vorstellung des Zukunftsplans dazu gedrängt, die zunächst angebotenen Eigenmittel in Höhe von 600 Millionen Euro aufzustocken. Nachdem GM jetzt mehr mit Eigenkapital und Krediten mehr als das Dreifache in Europa investiert, fordert er von den europäischen Staaten mit Opel- und Vauxhall-Standorten nun noch Kredit- und Bürgschaftszusagen von unter 2 Milliarden Euro; vorher waren es noch 2,7 Milliarden Euro.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) blieb dennoch reserviert. GM habe immerhin gezeigt, dass noch Geld da sei, konstatierte er in Berlin. Es seien aber immer noch "zahlreiche Fragen offen". Welche, sagte der Minister nicht.
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