: Online auf dem Weg zur Weisheit
„Den großen Staat regiert man, wie man kleine Fische brät.“ Sätze wie diese sind es, die seit je auch eingefleischte Abendländer begeistert haben. So beginnt in der neuen, kühlen und von allem falschen Mystizimus befreiten Übersetzung von Ernst Schwarz der 60. Spruch des chinesischen Philosophen Laotse. Namenlos wie das Tao, das innerste Geheimnis des Alls, ist auch der Autor der wunderbar schlichten Website www.geocities.com/onkellotus/Inhalt.html. Ihr größtes Verdienst besteht nicht darin, noch eine weitere Interpretation des Taoismus zu liefern, die ohnhin ohne exakte Kenntnis der chiniesischen Überlieferung nicht überprüfbar ist. Stattdessen ist hier der Urtext gleich in ein paar Dutzend Versionen in voller Länge abrufbar – außer in Chinesisch auch in Englisch, Russisch, Tschechisch, Spanisch, Ungarisch, um nur einige Sprachen zu nennen. Und natürlich in Deutsch, in dem der namenlose Taoist gleich acht Übersetzungen zur Verfügung stellt.
Es lohnt sich sehr, sie untereinander zu vergleichen, man lernt dabei viel über die Vorlieben deutscher Sinologen. Wer sich aber ganz auf den unvergleichlichen Reiz dieses Denkens einlassen will, wird sich schließlich für eine Fassung entscheiden müssen, sie auf die Festplatte speichern und den Computer für ein paar Tage vom Netz nehmen: „Bewahre die Fülle der Ruhe“, heißt es im 16. Spruch des Laotse. niklaus@taz.de
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