piwik no script img

■ MediaBazaarOnline-Eigenlob

Kaum sind die Nebelschwaden im Online-Wald durch die weiträumige Berichterstattung im deutschen Blätterwald gelichtet, da heißt es schon, wer hat den besten Online-Dienst? Genau das will die MediaGruppe München (MGM), Vermarkter von Kirch-Sendern, herausgefunden haben. Immer streng an die McLuhan- Formel „Das Medium ist die Message“ angelehnt, wird, wissenschaftlich abgesichert, beschrieben, daß Online-Dienste boomen werden: Bis Ende 1995 soll die weltweite Nutzerzahl der kommerziellen Dienste auf über zehn Millionen gewachsen sein – allein in Deutschland zwei Millionen.

So weit, so gut. Der Knaller folgt dann in der genauen Beschreibung der existierenden und künftigen Online-Dienste. Sollen doch im Herbst gleich drei neue Player auf den deutschen Markt kommen: Bertelsmanns „One World“, Burdas „Europe Online“ und Microsofts „Microsoft Networks“. „Mit Markteintritt der Konkurrenten wird (allein) CompuServe dem stärksten Druck ausgesetzt sein, wenn es dem Unternehmen nicht gelingt, sein Publishing-Interface zu renovieren“, heißt es bei der Analyse des weltweit größten Dienstes. CompuServe, über das man bereits sonntags den Spiegel einsehen kann, gerate ins Hintertreffen, da der Dienst optisch veraltet wirke und wenig deutschsprachige Angebote habe.

Ein anderes Produkt, das noch gar nicht auf dem Markt ist, wird dafür von MGM über den grünen Klee gelobt, Europe Online. Neben Burda sind hier das französische Verlagshaus Matra-Hachette, Pearson (Financial Times) sowie der US- Gigant AT & T beteiligt. Europe Online, so weiß die Studie über den Dienst, der noch in der Entwicklung ist, habe einen „großen Vorrat an publikumswirksamen Inhalten“, resümieren die Untersuchenden. Ausgesuchte etablierte Magazine wie Focus werde es dann nur in diesem Netzwerk geben.

Ob da wohl still und heimlich Klienteninteressen in die Studie mit eingeflossen sind? Schließlich ist Burda Kunde bei Kirchs MGM, auch beim Videotext „Klartext“ arbeitet man zusammen. Carsten Heeren

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen