piwik no script img

■ On the road: Geschichte in Straßennamen (5)Die Durststrecke

Wenn im Mittelalter zivilisiert gebadet werden sollte, durfte das Wasser nicht allzu weit sein. Da bot sich der Stavendamm nebst gleichnamiger Straße doch prima an: Als Verbindungslinie zwischen dem Nordufer der Weser und dem Südufer der Balge (vgl. Hinter der Balge). Diese Linie muß man sich seit 1837 als gedachte vorstellen. Denn die Balge, einst Nebenarm der Weser, versandete, fungierte als Schmutzwasserkanal und wurde dann, anno 1837, kurzerhand zugeschüttet. Die Badetradition am Stavendamm reicht aber bis 1303 zurück. Wobei mit Staven nichts anderes als (Bade-)Stuben gemeint sind, die sich im Mittelalter einer großen Beliebtheit erfreuten.

Schiffsbesatzungen waren natürlich gute Kunden dieser frühen Dienstleistung, doch nicht die einzigen: Männlein und Weiblein reinigten sich hier zwanglos gemeinsam, was schon damals nicht konsensfähig war. Der Stavendamm – wohl die älteste Straße der Stadt – war die Reeperbahn Bremens. Schiffer, Fuhrleute, Handlungen aller Art, Gaststätten und Stallungen gab es an diesem maritimen Handelsplatz. Manche Bedürfnisse konnten hier befriedigt werden – so diskret formuliert es Karl Dillschneiders Buch über das Schnoor-Viertel.

„Staven“ sind beheizbare Räume, der Weg zum englischen „stove“, Ofen, dann zum deutschen Wort „Stube“ ist nicht weit. In diesen „guten Stuben“ am Stavendamm oder in der Nähe ließ sich gar „erlebnisbaden“. Denn Baden macht Durst, und mit Getränkeverkauf ließ sich zusätzlich Geld verdienen. Warum also den Badenden nicht auch einen Imbiß reichen? Geheizt wurde mit Holz oder Torf; die Wannen hat man sich wenig ergonomisch vorzustellen, der Mensch hatte sich anzupassen: Sitzbäder in runden Holzwannen waren angesagt. Eine Nachbildung – in Form eines Brunnens – zeigt den Schnoor-BesucherInnen heute noch, wie sowas damals aussah. Alexander Musik

Foto: Marianne Menke

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen