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Olympisches Feuer zu teuer

Energiepreisschock gefährdet Spiele in Sydney: „Ewige“ Flamme muss bereits in wenigen Tagen abgestellt werden

SYDNEY/BERLIN taz ■ Ausgerechnet zum Beginn der Olympischen Spiele hat der Energiepreisschock den australischen Kontinent erreicht. Wie am Rande der Eröffnungsfeier bekannt wurde, muss das olympische Feuer voraussichtlich in der kommenden Woche abgestellt werden, da die enorm gestiegenen Energiekosten von der australischen Regierung nicht mehr getragen werden. Nach der Olympischen Charta können die Spiele aber nicht fortgesetzt werden, wenn die Flamme erlischt.

Um 23.09 Uhr Ortszeit (14.09 Uhr MESZ) war gestern das Feuer, das eigentlich bis zum 1. Oktober brennen sollte, während einer gigantischen Show von der australischen Sprinterin Cathy Freeman entzündet worden. Bevor Cathy Freeman als letzte Trägerin die Fackel übernahm, trugen populäre australische Sportlerinnen die Flamme nach ihrem 100-tägigen Weg über 27.000 Kilometer durch Australien über die letzte Stadionrunde.

Die mit Gas betriebene olympische Feuerschale verbraucht nach Angaben von Experten eine „schiere Unmenge“ Kubikmeter Gas. Das koste täglich „aberwitzige Unsummen“. Zu viel für das Olympische Komitee. Zu viel auch für den australischen Premierminister John Howard, der die knappen Ressourcen des kleinen Landes durch die monumentale Veranstaltung gefährdet sieht. Schon lange hat der einzige grüne Senator Australiens, Bob Brown, in der Energieverschwendung das Grundübel des fünften Kontinents ausgemacht. Australien ist weltweit am härtesten von der Klimaveränderung und den Auswirkungen des Ozonlochs betroffen, zu dem jetzt auch das „olympische Feuer mit seinen Abgasen“ beitrage, so Brown.

Der an den Ölpreis gekoppelte Gaspreis hat in den vergangenen Wochen erheblich angezogen. „Das machen wir nicht mehr mit“, wird Premierminister Howard am Rande der Eröffnungsfeier aus gut unterrichteten Kreisen zitiert. Mit der Drohung, den Geld- und Gashahn zuzudrehen, will er offensichtlich IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch unter Druck setzen, die Kosten für die „ewige“ Flamme aus den immensen Gewinnen des Olympischen Komitees beizusteuern. Wie weiterhin verlautete, habe es Unregelmäßigkeiten bei der Gasrechnung des Komitees gegeben. Nach Angaben der Stadtwerke von Sydney hat offenbar Samaranch persönlich die Stadionleitung manipuliert, um billige Energie in private Gastanks abzuzweigen. MICHAEL RINGEL

STEFAN KUZMANY

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