piwik no script img

Olympische Versöhnung?

■ Nord-süd-koreanisches Parlamentariertreffen in Pyongyang angestrebt

Seoul (dpa/afp) - Mit vorsichtigem Optimismus haben Südkoreas Parlamentsparteien auf ein Gesprächsangebot Nordkoreas reagiert. In einem am Donnerstag abend in Seoul veröffentlichten Brief hatte der Norden angeregt, den Dialog zwischen Parlamentariern beider Staaten noch vor den Olympischen Spielen im September aufzunehmen. Damit reagierte er auf die Versöhnungsofferten des südkoreanischen Staatsoberhaupts Roh Tae Woo und ein Angebot des Parlaments, doch noch an der Olympiade teilzunehmen. Bei den bilateralen Gesprächen solle ein „Nichtangriffspakt“ verhandelt werden. „Krieg und Konfrontation sind weder für die Olympiade noch für das (im Norden geplante) Weltjugendsportfest gut“, hieß es in dem Schreiben.

Das Treffen der 299 südkoreanischen Parlamentarier mit den 655 nordkoreanischen Abgeordneten soll im August zunächst in Pyongyang und später erneut in Seoul stattfinden. Noch im Juni verhinderte die südkoreanische Polizei gewaltsam einen Studentenmarsch nach Panmunjom, wo sie sich mit nordkoreanischen Kommilitonen über eine Wiedervereinigung austauschen wollten. Inzwischen hat die Regierung in Seoul die Idee aufgegriffen und die Zusammenkunft in gemeinsamer Regie mit der Regierung in Pyongyang vorgeschlagen. Oppositionsführer Kim Dae Jung ließ verkünden, daß er sich zwar von den Protestmethoden der Studenten distanziere, nichtsdestotrotz aber ihren Standpunkt teile, daß der 1985 abgebrochene Dialog mit dem Norden wieder aufgenommen werden müsse.

Was im Vorfeld der Olympiade und auf Druck der parlamentarischen und außerparlamentarischen Opposition in Südkorea möglich wird, hätte noch vor kurzem keiner zu träumen gewagt. So berichtete am Freitag die Tageszeitung 'Jung-Ang-Ilbo‘, künftig solle „allen Südkoreanern“ grundsätzlich erlaubt werden, Nordkorea zu besuchen. Bislang drohten für Reisen in den Norden bis zu zehn Jahre Haft. In einer Erklärung des koreanischen Außenministers vom 16.Juli heißt es: „Wir hoffen auf eine ausgeglichene Entwicklung der Nationalökonomie, die den Lebensstandard aller Koreaner, sowohl in Nord- als auch in Südkorea, anheben wird, und werden uns den Handelsbeziehungen befreundeter Nationen mit Nordkorea nicht widersetzen.“

Die von den Außenministern Genscher und Shultz bei ihren jüngsten Stipvisiten angestrebte Entspannungspolitik zielt auch auf eine Verbesserung der südkoreanischen Beziehungen mit China, der Sowjetunion und den Ostblockstaaten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen