Olympische Gefühle: Keine Spiele, keine Kleider
Es mutet fast schon rührend an, wie Hamburg um die Olympischen Spiele buhlt. Erstaunlich nachgerade, wie aus einer jahrzehntelangen sportlichen Einöde im Handumdrehen eine Event-City mit Handball- und Eishockey-Bundesliga, Triathlon-Weltcup, Fußball-WM und – Hanseaten haben ja ein weites Herz – Behinderten-Spielen wird. Was aber passiert eigentlich mit dieser vorgeblich vom Sportsgeist erleuchteten Stadt aus Feuer und Flamme, wenn‘s schiefgeht?
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Es gibt gute Gründe, sich für Olympia zu bewerben. Soziale, ökologische oder gar sportliche wurden dafür – wie merkwürdig! – noch nicht genannt, dafür umso mehr ökonomische, standort- und tourismuspolitische; auch stadtentwicklungs- und infrastrukturpolitische Motive werden zahlreich aufgeführt. Dumm nur, dass andere Städte das genauso sehen.
In Deutschland, in Europa und auch anderswo auf diesem Globus buhlt ein gutes Dutzend Metropolen um den Zuschlag. Das Risiko, leer auszugehen, ist hoch. Die Folgen aber wären fatal. Für die Entwicklung der Hafen-City, in die dann nicht einmal eine U-Bahn fahren wird, weil das Projekt aus Geldmangel gestoppt würde. Und für eine Reihe anderer Prestigeobjekte, die nur für Olympia angegangen würden, nicht aber für die BewohnerInnen dieser Stadt.
Die Fixierung auf das Eine verdeckt politische Konzeptionslosigkeit. Sollten die olympischen Blütenträume platzen, stünden manche plötzlich nackt da: Ohne Spiele keine Kleider. Und das Brot wird eh immer karger.
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