Olympische Fackel geht auf Weltreise: "Ein Traum"
Der olympische Fackellauf in Peking beginnt mit einer wohlinszenierten und gut abgeschirmten Jubelfeier. Bis zur Eröffnung der Spiele wird die Fackel durch fünf Kontinenten getragen.
PEKING taz Im strahlenden Sonnenschein begann Montag Vormittag auf dem Tiananmen-Platz im Herzen Pekings der Olympia-Fackellauf. "Der hundertjährige Traum der chinesischen Nation, Gastgeber der Olympischen Spiele zu sein, ist in Erfüllung gegangen", erklärte Chinas Vizepräsident Xi Jinping vor rund 5.500 geladenen Gästen. Staats- und Parteichef Hu Jintao entzündete die olympische Flamme in einer großen Schale. Der populärste chinesische Sportler, Hürdensprinter Liu Xiang, war der erste Läufer auf dem Platz.
Zuvor war eine Laterne mit dem Feuer aus Griechenland in einem Flugzeug mit der Aufschrift "Reise der Harmonie" in Peking eingetroffen. Anders als in Athen am Wochenende störten keine Demonstranten die sorgsam inszenierte Feier, die von tausenden Polizisten beschützt wurde. Rund hundert Schulkinder schwenkten auf dem Platz rote Nationalfähnchen und die weiße Olympiaflagge mit den fünf Ringen. Frauen schwangen Fächer und Puscheln, junge Männer und Frauen boten Tänze der ethnischen Minderheiten, auch der Tibeter, dar. Ein roter Teppich und ein Podest, das dem Himmelsaltar von Peking nachempfunden war, verstärkten die betont weihevolle Atmosphäre. Die Straße des Ewigen Friedens war ebenso wie die nächste U-Bahnstation aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Chinesische Politiker beschworen die Symbolik der olympischen Flamme: "Die Leidenschaft ist entzündet, die Flamme weitergereicht worden", hieß es, sie verkörpere Hoffnung und Träume, Licht und Freude, Frieden und Harmonie, Freundschaft und Einheit unter dem Pekinger Olympia-Motto "Eine Welt, ein Traum." Hein Verbruggen, der belgische Olympia-Koordinator, erklärte: "Ich bin sicher, dass die Spiele nicht nur ein Moment der sportlichen Höchstleistung sein werden, sondern auch eine Chance für die Menschen in China und der Welt, voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu entdecken und zu achten."
Nächste Etappe der Fackel ist Kasachstan. Von dort geht es in 21 Städte in allen fünf Kontinenten und durch 113 Orte in China. Trotz der Unruhen in Tibet halten die Behörden bislang an der geplanten Route fest. So soll die Flamme auf den Mount Everest und durch Tibets Hauptstadt Lhasa getragen werden. Von den Spannungen in Tibet und den Boykottdebatten im Ausland war nichts zu spüren.
Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua bekräftigte gestern die Kritik am Dalai Lama: "Der selbst erklärte geistliche Führer hat offensichtlich seine Identität vergessen, seine Religion missbraucht und zu viel politisiert." Peking habe Beweise dafür, dass der tibetische Friedensnobelpreisträger hinter den gewalttätigen Unruhen vom 14. und 15. März stecke, erklärte Xinhua. In Lhasa kamen damals nach offiziellen Angaben 18 Chinesen ums Leben. Bereits am Wochenende hatte die Agentur einen nicht genannten tibetischen Mönch zitiert, der angeblich zugegeben habe, dass er von der "Dalai-Lama-Clique" aus dem indischen Exil aufgestachelt worden sei.
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