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■ Olympias Sieger: Die Ministerin ist Deutschlands ErsteClaudia Nolte (muß dringend ins IOC)

Gerade hundert Jahre ist es her, daß Kohl verkündete: „Frauen sind als Zuschauerinnen durchaus gern gesehen.“ Nun, eigentlich hat es Baron de Coubertin gesagt. Der hat auch gesagt, daß er seine olympische „Vorstellung von einem jungen Menschen“ in Claudia Nolte verkörpert sehe. Na, Moment, diese seltsam blinkende Medaille hat der Kanzler überreicht. Und noch mal, Moment: Soll das hier zu einem schäbigen Witzchen ausarten? Über Nolte? Prima! Nein: Niemals. Das wäre ja, als mache man sich darüber lustig, daß ein erfolgloser Fecht-Cheftrainer einst Friseur war! Nolte (30) ist jedenfalls in Atlanta. Als jüngste Zuschauerin. Und höchste Deutsche.

Immer Erste: Nolte Foto: AP

Sie muß dort für den Kanzler nach der Familie schauen. Und nach den Frauen. Olympia fehlen Frauen. Im IOC fehlen Frauen. Was es hat, sind „Quotenfrauen“ (FAZ). Was es braucht, sind richtige Frauen. Claudia Schiffer ist unsportlich. Claudia Nolte aber begann ihre Karriere als Sprinterin. Kapselriß links. Kapselriß rechts. Seitdem „geht sie ein bißchen wie eine Ente“. Behauptet die Frankfurter Rundschau. Aber, was. Kurz vor zwölf rief damals der Kanzler an. „Seitdem war ein Jahr vier Jahre!“ Aha! Eine Olympiade also! Die Ministerin altert wie ein Viersiebtel-Hund. In einer Kabine von Birmingham, Alabama, war sie. Umarmte dort deutsche Fußballerinnen. Wenn es weiter so miserabel läuft, kommen die nachnominierten Rühe und Kanther. Aber, sagt Nolte stolz: „Ich bin die Erste!“ Eine Deutsche! Erste! Endlich! Und logisch: Nolte war ja auch erste Sprecherin der Katholischen Studentengemeinde in Ilmenau. Wahrscheinlich ahnt es inzwischen auch die allerletzte: Diese Diplom- Abtreibungsgegnerin ist wie keine Zweite geeignet, Sport und Frau zu versöhnen. Samaranch persönlich soll ihr eine olympische Perlenkette umhängen. Hat ihr Emil Beck vorher noch ein bißchen in den Haaren gesäbelt, wird auch dem Spanier klar: Nolte muß ins IOC. taz

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