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Olympia und seine FolgeschädenTeflonpolitik der Oberolympier

Kommentar von Ines Geipel

Warum die Spiele von China der Welt alle Illusionen über den Sport gründlich ausgetrieben haben.

"Das IOC ist machtlos" sagt dessen Präsident Rogge - und lobt dann die spektakuläre Erstklassigkeit der Spiele. Bild: dpa

Bild: dpa

Der olympische Mummenschanz ist vorbei. Organisatoren wie Edelluden des Internationalen Olympischen Komitees reiben sich die Hände.

Das Fazit ihrer Spiele fällt erwartungsgemäß aus: Spektakulär, großartig, makellos, erstklassig. Die perfektesten, irrsten, himmelblausten, selbstredend saubersten Spiele, die es je gegeben hat, seien das gewesen.

Also doch.

Panzer vorm Pressezentrum, Internetzensur, Menschenrechte auf Abruf, Dauerproteste, Verhaftungen und Folter während der Spiele? Jacques Rogge, Chef des IOC, resümiert: "China ist ein Rechtsstaat. So steht es jedenfalls in der Verfassung. Das IOC ist machtlos." Danke, Mister Präsident.

Und sonst?

"China hat die Welt besser kennengelernt, und die Welt hat China besser kennengelernt."

Ah ja.

Nächster Punkt: 42 Weltrekorde, allein 25 im Schwimmen, bei nur zehn positiven Dopingfällen? Diesmal darf Rogges Vize, der Deutsche Thomas Bach, die Ansage machen: "Skepsis ja, Verdacht nein."

Das Spiel im Spiel, und zwar endlos. Die Teflonpolitik der Oberolympier ist so entgrenzt wie Olympia selbst.

Die Herren Bach und Co wissen: Was auch immer an Protest in der Welt ist, sie und ihr Prinzip der Aufhebung kommen allemal durch.

Wer sollte ihrem parallelweltlichen Lobbyistenclub auch ernsthaft Paroli bieten? Hauptsache, die Kasse stimmt.

Das nächste Megaspektakel heißt London und soll den IOC-Gewinnsack zum Platzen bringen. Entsprechendes Feintuning hat es jetzt bei Weißwürschtl und Weizenbier im Pekinger Deutschen Haus gegeben.

Und der Riss im Ganzen? Die Zweifel des Publikums und der Experten? Die Umfragen, dass sich beinah die Hälfte der Deutschen von dieser Pekinger Muskelmesse betrogen fühlt?

Denn war es nicht eher so, dass die machtgewissen Herren der Ringe auf der chinesischen Bühne ziemlich alt aussahen? Hatte die politische Folie des Regimes die Krise des Sports nicht umso sichtbarer gemacht?

Keine Frage, bei allen mauen Gefühlen dürfte das noch das beste Ergebnis der 29. Olympiade gewesen sein: dass China nämlich in seiner gewohnt schwungvollen Art der Welt die ohnedies fragwürdige Illusion am Sport gründlich vermasselt hat.

Nun ist der Sport nur noch, was er längst schon war: ein Mutantensystem, ein ungedeckter Wechsel, ein Megageschäft mit irreparablen Schäden.

Danke, Peking!

Mit 51 Goldmedaillen - in Athen noch 32 - hat China sein Olympia gehabt und das selbst gesetzte Plansoll übererfüllt. Das Superergebnis hat die Frage gleich miterledigt, wie es das Riesenreich mit der Chemie in seinen Staatssportlern hält.

Und wie weiter? Und was noch alles? Was wird sich das IOC nun an Verantwortungslosigkeiten einfallen lassen, um den Sport endgültig preiszugeben?

Wichtiger noch: Wo wären Korrektive, was tatsächliche Alternativen?

Der als Reformer gestartete Rogge will sich bis Oktober Zeit lassen, um zu verkünden, ob er als globaler Hauptolympier bei der Stange bleibt. Es wäre ein Mammutprojekt, den ohne Not aus der Hand gegebenen Sport zu reanimieren.

Hat er das Format dazu? Auf Sportbetrüger hin befragt, äußerte sein Vize Thomas Bach dieser Tage: "Man muss denen eine Chance auf Resozialisation geben."

Im Hinblick auf die zu resümierende Fehlpolitik des IOC sähe eine solche Chance allerdings eher nach verlorener Liebesmüh aus.

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