Olympia-Kandidatur: Kampf um die Tortenstücke
Der Deutsche Olympische Sportbund will die Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2018 unterstützen. Die bayerischen Alpenorte ringen nun um einen Platz bei Olympia.
MÜNCHEN taz Vor vier Wochen ist Salzburg samt dem Berchtesgadener Land gegen Sotschi gescheitert, jetzt soll es also München richten. Die bayerische Landeshauptstadt will die Olympischen Winterspiele 2018 nach Deutschland holen. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einer Bewerbung für mögliche Winterspiele unter der Federführung der Stadt München sehr positiv gegenüberstehen", erklärte Thomas Bach, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), am Dienstag in Frankfurt. Die endgültige Entscheidung über eine offizielle Bewerbung soll bei der Mitgliederversammlung des DOSB am 7. Dezember in Hamburg fallen. Auf jeden Fall aus dem olympischen Rennen sind Hamburg und Berlin. Die beiden norddeutschen Metropolen hatten sich für die Sommerspiele 2016 oder 2020 interessiert. Aber eine deutsche Bewerbung für Sommerspiele ist nach Ansicht des DOSB derzeit aussichtslos, schließlich gab es bereits für die Sommerspiele 2012 mit London den Zuschlag für Europa.
Mehr Chancen hat also München, wo 1972 die Sommerspiele stattgefunden haben. Die Idee ist, den Eissport in München stattfinden zu lassen, die alpinen und nordischen Ski-Wettbewerbe in Garmisch-Partenkirchen und Bob und Rodeln am Königssee. Die knapp 100 Kilometer Entfernung nach Garmisch und 150 Kilometer Distanz zum Königssee sind laut Bach "international akzeptabel". Aber auch nordischer Sport hatte in München schon einmal sein Platz. In harten Wintern bahnen sich zahlreiche Münchner mittels Langlaufskiern den Weg durch den Stadtschnee, und auch die Kunstvariante funktioniert. An Silvester 2006 wurde die Langlauf-Serie "Tour de Ski" mit einem Sprintwettbewerb im weiten Oval des Olympiastadions auf Kunstschnee ausgetragen - allerdings vor fast leeren Rängen. Sogar eine eigene dauerhafte Skipiste mit Beschneiungsanlage und Flutlicht ist in München im Gespräch: Der örtliche Skiverband wollte den "Fröttmaninger Berg", wie der alte, inzwischen begrünte Müllberg an der Autobahn A 9 mittlerweile heißt, bereits im vergangenen Winter mit einer Skipiste ausrüsten.
Aber trotz aller futuristischen Gedankenspiele - etwa auch Sprintwettbewerbe in der Fröttmaninger Fußballarena - ist klar, dass München Partner-Austragungsorte braucht. "Garmisch-Partenkirchen ist zwingend erforderlich", betonte Oberbürgermeister Christian Ude. 1936 hat der Ort bereits die Winterspiele ausgerichtet, 2011 wird in Garmisch-Partenkirchen die Alpin-Weltmeisterschaft stattfinden. Wahrscheinlich ist auch, dass Schönau am Königssee mit der Bob- und Rodelbahn mit im Boot ist. Hoffnungen machen sich auch Inzell mit seinem Eisschnelllaufstadion, Ruhpolding mit dem Biathlonzentrum und Oberstdorf als Spezialist für nordischen Skisport. Doch Ude betonte, dass er auf eine "kompakte" Durchführung setze, also möglichst wenig Austragungsorte, um nervige Herumreiserei wie bei den Spielen in Turin zu vermeiden.
Erst vor vier Wochen war Salzburg bei der Entscheidung über die Winterspiele 2014 gescheitert. Die Österreicher, die mit dem Berchtesgadener Land grenzüberschreitend angetreten waren, versuchten trotz vergleichsweise knappen Budgets zu überzeugen. Charme lautete die Devise, die gegen das russische Sotschi scheiterte, das die Bewerbungsrubel ordentlich rollen ließ. 60 Millionen Euro waren es bei den Russen, für Münchens Bewerbung sollen 25 bis 35 Millionen Euro investiert werden. Konkurrenten dürften das südkoreanische Pyeongchang sein oder die Schweiz mit Sion im Wallis. Aus Berlin gab es jedenfalls schon mal Zuspruch: München sei "eine tolle Stadt" mit guten Voraussetzungen, meinte der Regierende Bürgermeiser Klaus Wowereit ganz höflich. Und: "Ich will nicht hoffen, dass München scheitert."
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