Oldie-Aktivisten: Langer Sommer in der Stillen Straße
Eine Lösung für den besetzten Rentnertreff in Pankow ist bislang nicht in Sicht. Freie Träger als Rettung im Gespräch.
Sie kam einen Tag früher: Überraschend besuchte am Donnerstagabend Pankows Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) die Seniorbesetzer des Rentnertreffs in der Stillen Straßen. Die Rebellen hatte die Bezirksspitze eigentlich am Freitag zu sich gebeten – zum einwöchigen Jubiläum ihrer Besetzung.
Gute Nachrichten brachte Zürn-Kasztantowicz indes nicht mit: Für den Fortbestand des Treffs, für den die Rentner seit einer Woche protestieren, und die dafür fällige Sanierung gebe es weiterhin kein Geld. Die Rentner beharrten darauf, sich nicht auf andere Häuser aufteilen und ihre Gruppe „auseinanderreißen“ zu lassen. Zürn-Kasztantowicz nannte das Gespräch „wichtig, wenn auch im Ergebnis für beide Seiten unbefriedigend“.
Auch Piraten und Grüne stellten sich hinter das Bezirksamt. Sanierungskosten von 1,5 Millionen Euro, so Grünen-Fraktionschefin Daniela Billig, würden „uns finanziell das Genick brechen“. Billig deutete aber einen Rettungsweg an: Einer Übernahme durch einen freien Träger stehe man „aufgeschlossen“ gegenüber.
Sozialträger zeigten sich am Freitag allerdings reserviert. Eckhard Schmidt, Leiter der Pankower Volkssolidarität, sagte, eine Übernahme würde „unsere Möglichkeiten übersteigen“. Die Diakonie nannte einen Betrieb der Stillen Straße „keine Option“. Einzig Snezana Prvulovic-Hummel von der Arbeiterwohlfahrt Mitte bekundete, man würde im Fall einer Ausschreibung eine Bewerbung „prüfen“.
Vizebürgermeister Jens-Holger Kirchner (Grüne) glaubt nicht an die Rettung durch einen Träger. Die Idee kursiere seit Jahren: „Hätte es einen Interessenten gegeben, wäre es doch gar nicht so weit gekommen.“ Auch Zürn-Kasztantowicz nannte es „schwer vorstellbar“, dass ein Träger „so viel Kapital aufbringt“. Kirchner nannte das Bezirksamt den „falschen Adressaten“ der Proteste: Nur das Bezirksparlament könne die Schließung rückgängig machen. Das aber hat Sommerpause. Nun, so Kirchner, sei man in einer „Pattsituation“. Eine Räumung lehnte er weiter ab, „solange alles friedlich bleibt“.
In der Stillen Straßen wurde am Freitag dennoch gefeiert - das einwöchige Besetzer-Jubiläum. Mehrere dutzend Unterstützer kamen in den Garten des Rentnertreffs. Bands sollten spielen, es wurde gegrillt. Auch die linke Szene ist von den Alt-Besetzern begeistert: Sie lädt am Montagabend zu einer "Soli-Vollversammlung" in den Pankower Jugendclub "Bunte Kuh".
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München