■ Oldenburger Mensa-Dekoration umstritten: Uni im Plakatkrieg
Einen Kampf um die Meinungsfreiheit liefern sich momentan das Studentenwerk und die Studentenvertretung Asta der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. In einer „Nacht- und Nebelaktion“zu Beginn der Semesterferien hatte das Studentenwerk unbemerkt von den Studis alle Plakate entfernt. Jetzt rückten überraschen einige Kunststudenten an, um im Auftrag des Mensabetreibers die kahlen Wände und Pfeiler künstlerisch zu gestalten. Das bringt Studentenvertreter in Rage, sie sprechen auf einem Flugblatt von „Entdemokratisierung und Zensur“. „Der Charakter unserer Mensa soll unbedingt erhalten bleiben. Das bedeutet, daß die freie Meinungsäußerung in Form von Plakaten erhalten bleiben muß“, sagt Michael Schröter vom AStA. Die Plakate seien ohne Ankündigung entfernt worden.
Gerhard Kiehm, Geschäftsführer des Studentenwerkes: „Bisher war die wilde Plakatierung im Sinne der Studenten, aber auch einige Studenten sind jetzt der Meinung, daß die gewerblichen Plakate überhandnehmen.“Sein Vorschlag zur Güte: In den Treppenaufgängen zum Speiseraum würden Pinnwände aufgehängt. Auch im Eingangsbereich dürfe jeder weiterhin Plakate anschlagen. Dafür solle der Speiseraum plakatfrei bleiben.
Schröter hält diesen Plakatraum für zu gering. Nicht nur für uniinterne Gruppen sei die Mensa ein wichtiges Forum der freien Meinungsäußerung. Das Argument des Studentenwerks, daß kommerzielle Veranstalter den Gratis-Werbeplatz mißbrauchten, weist er zurück. Hauptsächlich würden Uni-Veranstaltungen oder Kulturereignisse angekündigt. Was die Studis von den Plakaten in der Mensa halten, will der AStA nun mit einer Umfrage ermitteln.
„In der Meckerecke gingen schon haufenweise Bekundungen gegen das Plakatierverbot ein. Ein Student schrieb sogar, daß ihm das Essen in der Mensa ohne die Plakate nicht schmecke“, erzählt Schröter. JD
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