piwik no script img

berliner szenenOht Kotür? Ohne mich!

Hyper, hyper!

Man weiß es ja nicht so genau. Aber sollte man bei Haute-Couture-Modenshows nicht eigentlich ganz vorne am „Catwalk“ auf bequemen Stühlen sitzen, sich mit dem Programmheft Luft zuwedeln und es hin und wieder wie einen Fächer benutzen, um dahinter seinen Fashion-Victim-Freundinnen kleine, miese Bemerkungen zuzuraunen?

So sollte das sein. Und nicht so, wie letztens bei der Keupr/van-Bentm-Show in Mitte: Da fuhr zwar ganz standesgemäß eine hässliche, aber immerhin noch total neu riechende Škoda-Limo samt hässlichem, aber immerhin noch total neu riechendem Škoda-Chauffeur vor, um uns herausgeputzte Hühner schön angeberisch in die Torstraße zu bringen. Doch dann stand man auf der Straße herum und spielte „Frauen, die statt Prosecco lieber Champagner tränken“. Danach schubberte man sich in einem kleinen, warmen, überfüllten Raum aneinander. Als endlich der Musikloop ausgeschaltet wurde, lagen die heimlich Schwangeren, die heimlich Drogensüchtigen und die heimlichen Thrombose-PatientInnen schon ohnmächtig am Boden und kriegten die Show gar nicht mit. Die bestand aus vier Models, die sich in schwarzen Achtzigerjahre-Hüten und hellem, steifem, laut der befreundeten Gewandmeisterin „immerhin interessant geschnittenem“ Stoff auf vier Freibad-Startblöcken aufbauten, nach 30 Sekunden wieder runterstöckelten und verschwanden. Die Ohnmächtigen waren noch nicht mal in der REM-Phase.

Später, draußen, wurde spekuliert: Ist das Haute Couture? Oder Hype? Oder ein Versehen? Sind wir die Gearschten? Oder ist das ein groß angelegter Psycho-Versuch einer Geheimorganisation? Und habe ich bestanden? JZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen