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Ohren auf Augenhöhe

Jubiläum des Kummertelefons Münster

Was können Studenten am besten? Sie schlafen bis in die Puppen, lungern labernd in Cafés herum, saufen sich nächtelang in Kneipen die Hucke voll und lassen sich dabei ihre wuchernden Zottelmähnen wachsen. Vor allem aber können Studenten eins – klagen, klagen, klagen: übers Studium, über Geldmangel, über ihre Eltern, über Liebschaften, über Gott und die Welt. Und weil all das Jammern ein Bedürfnis ist, gibt es auch ein Angebot wie in Münster. Bereits vor zehn Jahren wurde in der Studentenstadt ein Kummertelefon für Akademiker eingeführt. Dort können die jungen Ohrabkauer all ihre Sorgen loswerden, wie dpa gestern berichtete, nachdem die Nachrichtenagentur zum Jubiläum in Münster vorsprach und erfuhr, was das vorrangige Ziel der Telefonseelsorger ist: „Wir wollen auf Augenhöhe telefonieren“, wie die Sprecherin der Münsteraner Nightline erklärte. Oha! Das würden wir zu und zu gern mal sehen, wie zwei auf Augenhöhe fernsprechen. Wäre es nicht besser, sie würden auf Ohrenhöhe telefonieren? Nur damit sie sich auch verstehen. Oder legen die Telefonkümmerer immer die Hörer weg, wenn ihre Jammerklientel erst einmal loslegt? Dann gehen sie Tee kochen und auf Toilette, bis die Studenten sich ausgeheult haben. Aber alles auf geröteter Augenhöhe!

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