Oh happy day!

■ Kultursenator Bernt Schulte (CDU) freut sich: Bremer Museen bekommen Geld, Staatsorchester steht vor Privatisierung.

Selbst im Berufsleben des seit Amtsantritt permanent gebeutelten Kultursenators Bernt Schulte (CDU) gibt es noch Tage der Freude und des Frohsinns. Zumal, wenn er zu einer Pressekonferenz laden kann, bei der er mal nicht über Finanzprobleme reden muss. Im Gegenteil: Das Überseemuseum, so verkündete es Schulte, bekommt Geld, das Focke-Museum bekommt noch mehr Geld, und der Dauerstreit um die Zukunft des Philharmonischen Staatsorchesters schreitet mit großen Schritten seiner Lösung entgegen.

Dank einer Fünf-Millionen-Mark-Spritze der Stiftung Wohnliche Stadt bekommt das Überseemuseum ein neues Foyer und einen Aufzug. Verzichten muss das Museum aus Kosten- und Statikgründen auf den Bau eines Aquariums, der in der Diskussion gewesen ist. Dem Focke-Museum spendiert die Stiftung Wohnliche Stadt mit anderen Spendern für acht Millionen Mark einen Erweiterungsbau am derzeitigen Standort Riensberg. Der Baubeginn ist noch für Ende 2000 vorgesehen und soll das Museum in die Lage versetzen, seine über die Stadt verteilten Archive an einem Ort zu bündeln. Zugleich können beide Museen zum 1. Oktober die Stelle eines kaufmännischen Vorstandes besetzen, deren Einrichtung mit der Umwandlung der Museen in Stiftungen öffentlichen Rechtes zu Jahresbeginn notwendig geworden war.

Auch in Personalfragen an anderen Museen konnte Schulte Vollzug vermelden. So wird Hans-Walter Keweloh zweiter Direktor des Deutschen Schifffahrtsmuseums werden, zudem wird der noch zu berufende erste Direktor zugleich eine Professur an der Universität Bremen übernehmen. Rainer Stamm heißt der neue Leiter des Paula-Becker-Moderssohn-Museums, das nach dem Unfalltod von Maria Anczykowski seit mehr als einem Jahr kommissarisch geleitet worden war. Dem bislang bestehenden Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Bremen und der Paula-Becker-Moderssohn-Stiftung wird zukünftig auch der Bremer Kunstverein beitreten. Damit rücken jene Institutionen, die den Nachlass der Malerin verwalten, enger zusammen. Noch Zukunftsmusik, aber durchaus im Interesse des Senators Schulte, ist die Verschmelzung der Kunsthalle mit dem Modersohn-Museum, die durch diese engere Kooperation bereits vorbereitet wird.

Bleibt noch das Philharmonische Staatsorchester: Dort, so Schulte, laufe alles auf die Umwandlung dieser „nachgeordneten Dienststelle“ in eine private GmbH hinaus. Von der Privatisierung des Staatsorchesters, bei der dann als Gesellschafter das Land Bremen und die Philharmonische Gesellschaft fungieren würden, verspricht sich Schulte ein „Aufbrechen der Beamtenmentalität“, die bei dem ein oder anderen Orchestermitglied bislang vorherrsche, sowie eine größere Eigenverantwortlichkeit des Orchesters selbst. Denn als GmbH könne es über den Behördenzuschuss von 10,4 Millionen Mark frei verfügen und selber entscheiden, ob es Umschichtungen im Etat vornehme, so dass mehr MusikerInnen als bisher fest engagiert werden können. Sollte es zu dieser GmbH-Lösung kommen, würden laut Schulte zwei weitere Planstellen für das Orchester bewilligt, so dass es dann über 78 Stellen verfügen würde.

Schultes Ankündigung, es laufe auf eine GmbH-Lösung hinaus, wollte Orchester-Sprecher Florian Baumann hingegen nicht bestätigen. „Momentan ist noch alles offen. Wir stimmen keiner Lösung zu, bei der sich die Rechtssicherheit unserer bisherigen Arbeitsverträge verschlechtert“. Schultes Mutmaßung, die Budgethoheit könne das Orchester zur Aufstockung des Personals verwenden, bezeichnete Baumann als „dummes Zeug“. Auch die Rechtsform der GmbH verwandele ein Orchester nicht in ein Unternehmen, das Gewinne abwerfe. „Ohne angemessene finanzielle Ausstattung kann auch ein GmbH-Orchester nicht anständig spielen“, erklärte Baumann. Auch der Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft Edzard Dettmers betonte, vor der Einigung über die Rechtsform müsse „zunächst über die Höhe des Zuschusses intensiv nachgedacht werden“.

Oha: Auch im Berufsleben des fröhlichen Kultursenators Bernt Schulte werden die Tage des Ärgers und des Trübsinns wohl noch nicht gezählt sein. zott