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■ Oft bleibt nur der UntergrundKommunikation als Einbahnstraße

Es hat durchaus etwas Skurriles, wenn man sich ansieht, was westliche Gesellschaften unter „Kommunikation“ verstehen: Auflagenhöhe, Zielgruppenanalysen, politische Orientierung, Verhältnis Input-Output, Inseratakquisition – so ziemlich alles, mit Ausnahme der Frage, was bei alledem denn nun Kommunikation sei: das „comune“, das Gemeinsam, das Miteinander, ist natürlich längst verschwunden, Kommunikationsmittel sind reine Einbahnstraßen, sind Verlautbarungsinstrumente geworden.

Das alles ist nichts Neues. Aber neu ist uns immer wieder, mit welcher Leidenschaft just von den Verfechtern der „Kommunikationsfreiheit“ all das unterdrückt wird, was nach wirklicher Kommunikation aussieht. Das von mir und einigen Dutzend anderen Immigranten im Fotokopierverfahren hergestellte Blatt zum bloßen Erfahrungsaustausch und zur Mitteilung untereinander ist ein Beispiel dafür: Wir haben darin nichts anderes eingerückt als konkrete Erfahrungen, die sogenannte „Extrakommunitäre“, Leute aus Nicht-EU-Ländern, gesammelt haben, mit dem Ziel, daß andere daraus lernen sollten. Es reichte vom sinnvollen Umgang mit Behörden und Ordnungskräften bis zum Lexikon für italienische Alltagsbegriffe, und oft entwickelte sich in der Kette der einzelnen Ausgaben eine lebhafte Debatte über die Einschätzung der einen oder anderen Erfahrung. Eine enorme Leistung, wenn man bedenkt, daß allein in unserer Provinz Angehörige von mehr als dreißig Staaten wohnen, von denen sich faktisch alle an dem Kommunikations-Pingpong beteiligt haben.

Bereits bei der dritten Monatsnummer wurden uns die verbliebenen Exemplare beschlagnahmt. Denn wer kommunizieren will, braucht eine Lizenz. Wer eine Lizenz will, muß nicht nur regulär Wohnsitz und Arbeit ausweisen, sondern, im Falle der Zeitungen, auch noch dem Berufsstand der professionellen Journalisten angehören, mit staatlichem Examen. Darüber hinaus muß das Gesellschafterkapital ausgewiesen sein und ein administrativer Amtssitz und so weiter. Da blieb am Ende nur der Untergrund – und damit das Risiko, wegen wiederholten Verstoßes gegen das Pressegesetz ausgewiesen zu werden. Ali Bengkar

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