Offensive in Mossul: Foltervorwürfe gegen die Armee
Menschenrechtsorganisationen berichten von Gewalt gegen Zivilisten und Verschleppungen. Es geht um die Offensive irakischer Soldaten gegen den IS in Mossul.
In Dörfern südlich der vom sogenannten Islamischen Staat (IS) kontrollierten Metropole seien zahlreiche Einwohner umgebracht worden, erklärte die in New York ansässige Organisation am Donnerstag. Zuvor seien Opfer mit Kabeln und Gewehrkolben geschlagen worden. Die Sicherheitskräfte hätten ihnen Verbindungen zu den Dschihadisten unterstellt. Die Vorkommnisse hätten sich am oder um den 21. Oktober herum zugetragen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) berichtete, irakische und kurdische Sicherheitskräfte hätten mindestens 37 Personen festgenommen, bei denen Verbindungen zum IS vermutet worden seien. Verwandte der Inhaftierten hätten berichtet, sie wüssten nicht, wo sie festgehalten würden, und sie hätten auch keinen Kontakt zu ihnen. HRW warnte, ein solches Vorgehen könne zu weiteren Missständen führen, einschließlich Folter.
Ein Sprecher des irakischen Innenministeriums dementierte die Berichte. Die irakischen Streitkräfte respektierten die Menschenrechte und das Völkerrecht. Verstöße dagegen habe es nicht gegeben.
Ein Sprecher der kurdischen Regionalverwaltung wies die Anschuldigung von HRW zurück. Wenn Familien von Inhaftierten nicht sofort informiert würden, seien dies Einzelfälle und durch mangelnde Ressourcen zu erklären. Niemand werde an unbekannten Orten festgehalten.
„Die irakischen Behörden müssen umgehend gründliche und unabhängige Untersuchungen dieser Vorfälle durchführen“, forderte die stellvertretende Direktorin des Amnesty-Büros in Beirut, Lynn Maalouf. Die Regierung müsse alle Personen vom Dienst suspendieren, die in Verdacht stünden, Kriegsverbrechen begangen zu haben.
US-Streitkräfte geben Zahlen bekannt
Das US-Zentralkommando gab indessen eigene Zahlen bekannt. Bei ihren Luftangriffen gegen die Dschihadistenmiliz haben die US-Streitkräfte nach eigenen Angaben seit August 2014 insgesamt 119 Zivilisten getötet. Die am Mittwoch veröffentlichte Zahl liegt deutlich unter Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete über einen Luftangriff auf Al-Heischa, 40 Kilometer nördlich von Raka, bei dem 20 Zivilisten getötet und 32 verletzt worden seien.
„Wir haben Teams, die rund um die Uhr daran arbeiten, ungewollte zivile Opfer zu vermeiden“, sagte Oberst John Thomas vom US-Zentralkommando. Die Berechnung mit den 119 unbeabsichtigt getöteten Zivilisten beziehe sich auf 24 Luftangriffe.
Die US-Luftwaffe nimmt für sich in Anspruch, Präzisionswaffen einzusetzen, um Zivilisten möglichst nicht zu treffen. Dagegen setze Russland bei den Angriffen in Syrien konventionelle Bomben ein, die für die Zivilbevölkerung weitaus bedrohlicher seien.
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