■ beiseite: Offener Brief
Die Kopie eines Schreibens vom Oberstufenzentrum Maschinen- und Fertigungstechnik Berlin an den Direktor des Berliner Ensembles erreichte uns, aus dem wir einfach mal so zitieren wollen:
„Sehr geehrter Herr Müller, gern haben wir vor einigen Wochen das Angebot des Berliner Ensembles (respektive des Tourneetheaters des Berliner Ensembles, d.Red.) angenommen, in unserer Schule die Revue „Ich bin das Volk“ von Franz Xaver Kroetz aufführen zu lassen. [...] Mehr als überrascht, ja geradezu bestürzt waren wir, als wir nach den Herbstferien eine Absage der Kroetz-Revue vorfanden, ohne jede nähere Begründung.
Es stellte sich schnell heraus, daß nicht personelle/finanzielle/organisatorische Gründe zur Absetzung der Revue führten, vielmehr war es Ihre, des Intendanten Heiner Müllers ,inhaltliche, künstlerische‘ Entscheidung, die Zadek- Produktion zu eliminieren, ohne jede Rücksicht auf irgendwelche vertraglichen Verpflichtungen. Wie waren nicht das einzige Opfer. Über 20 Schulen, JVAs und Kulturinstitutionen wurden rücksichtslos vor vollendete Tatsachen gestellt. [...] Nun mag es Ihnen legitim erscheinen, nach dem Weggang von Zadek in „Ihrem“ Haus inhaltlich und personell aufzuräumen. Wir erlauben uns jedoch, die Meinung zu vertreten, daß sich in einem öffentlich geförderten Theater ein exzessives Ausleben von Intendantenempfindlichkeiten verbietet. [...]
Wir haben den Rechtsweg eingeleitet, hoffen jedoch, daß sie Ihre Entscheidung korrigieren.“
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