Offenbar neue Entführung in Nigeria: Unter den Geiseln sollen Babys sein
Im Nordosten des Landes wurde eine weitere Entführung von über 90 Menschen gemeldet. Mehr als 18 Personen wurden bei dem Angriff getötet.
MAIDUGURI ap/afp/dpa/reuters | Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat im Nordosten Nigerias nach Angaben von Augenzeugen weitere 60 Frauen und Mädchen sowie 31 Jungen verschleppt. Kurz nach Medienberichten über diese erneute Massenentführung teilte die Polizei am Dienstag mit, dass mindestens 18 Menschen getötet wurden, als Bewaffnete ein Dorf stürmten.
Ob Boko Haram für die Entführung verantwortlich ist, war zunächst nicht klar. Sie soll sich bereits am Samstag in Dörfern des Staats Borno zugetragen haben. Unter den Geiseln sollen auch kleine Mädchen und Babys sein. Ein örtlicher Behördenvertreter bestätigte die Angaben. Sicherheitskräfte allerdings bestritten die Berichte.
Diese stehen unter starkem politischem Druck, seit die Boko-Haram-Extremisten am 15. April mehr als 300 Schulmädchen in ihre Gewalt gebracht haben. Die meisten von ihnen sind immer noch nicht frei.
Boko Haram terrorisiert den Nordosten Nigerias seit Jahren. Die Gruppe will einen islamischen Gottesstaat errichten. Die nigerianische Regierung wird ihrer nicht Herr, obwohl sie über Teile des Nordostens den Notstand ausgerufen hat.
Immer wieder fallen Kämpfer in Dörfer ein, zuletzt gab es neben Entführungen auch immer wieder Bombenanschläge, die Boko Haram zugeschrieben werden. Vor wenigen Tagen sprengte sich ein Selbstmordattentäter beim Public Viewing eines Spiels der Fußball-WM in die Luft und tötete 14 Menschen. Boko Haram hatte Terroranschläge während der Fußball-WM angekündigt.
Etwa die Hälfte der 170 Millionen Nigerianer sind Christen. Der Nordosten ist jedoch überwiegend muslimisch. Das Land ist Afrikas größter Ölproduzent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis