Off-Kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
„Sophie, du musst lernen, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen“, sagt in dem Zeichentrickfilm „Das wandelnde Schloss“ einmal jemand zu der jungen Hutmacherin, die anfangs nur wenig Vertrauen in sich selbst besitzt. Die eigene Stärke entdecken und entwickeln – davon handeln fast alle Filme des Japaners Hayao Miyazaki.
Doch zur psychischen Selbstertüchtigung bedarf es zunächst einer Veränderung, die für die Hutmacherin Sophie in spektakulärer Weise eintritt, als sie von einer eifersüchtigen Hexe per Fluch in eine alte Frau verwandelt wird und sich nun in und mit einem gebrechlichen Körper zurechtfinden muss. Wie alle Filme Hayao Miyazakis besticht auch „Das wandelnde Schloss“ mit einer komplexen Charakterzeichnung der verschiedenen Figuren, bei denen eine Einteilung in Gut und Böse keinen Sinn macht: Am Ende ist auch die fiese Hexe aus dem Niemandsland nur ein freundliches Großmütterchen. Die Verfilmung eines britischen Kinderbuches wirkt wie ein Kompendium von Miyazakis Obsessionen: Da gibt es kleine europäische Städte und grandiose Berglandschaften (wie er sie in den 70er-Jahren in der Vorbereitung auf die „Heidi“-Serie kennen lernte) ebenso wie die surrealen Flugmaschinen und bizarren Kriegsmaschinen, die Sophie und der Zauberer Hauro in ihren Abenteuern überwinden müssen. Und welcher Film kann schon mit einem Feuerdämon aufwarten, der rot anläuft, als er einen Kuss bekommt?
„Für mich ist der Aufenthalt hier auf der Insel ein einziges Spiel“, meint „Onkel“ Melker einmal über die „Ferien auf Saltkrokan“. Und genau darum geht es: Weil einer der Ferientage ein wenig langweilig zu werden verspricht, wird er kurzerhand zum Schäkertag auserkoren. Und schon ziehen die Erwachsenen Melker, Malin, Peter und Nisse mit den lieben Kleinen Pelle, Tjorven, Stina und Skrållan in eine abgelegene Bucht der Schäreninsel, um auf einem alten Kahn Piraten zu spielen und sich um den fiktiven Mysak-Diamanten zu streiten. Die fröhlichen, kindgerechten Albereien in dieser Astrid-Lindgren-Verfilmung von Olle Hellbom aus dem Jahr 1966 kommen wie immer ohne große dramatische Höhepunkte aus, besitzen jedoch einen unverwüstlichen Charme, dem man auch als Erwachsener noch immer erliegen kann.
Das Jahr 1927 markierte einen der großen Wendepunkte in der Geschichte des Kinos: In Alan Croslands „The Jazz Singer“ trug Al Jolson seiner Film-Mutter auf der Leinwand einen Song am Klavier vor – und die Zuschauer konnten seinen Gesang, die Musik und einen kleinen Dialog der beiden Schauspieler tatsächlich hören! Denn erstmals war es gelungen, Bild und Ton technisch zufriedenstellend zu synchronisieren. Das von Warner Bros. produzierte teilvertonte Melodram um den Sohn eines jüdischen Kantors, der mit Unterhaltungsmusik Karriere macht und damit seinen strengen Vater verärgert, erwies sich folgerichtig als Publikumshit, und die guten Kasseneinnahmen veranlassten andere Produktionsgesellschaften, ihre Studios ebenfalls auf Ton umzurüsten. Lars Penning