Özdemir will Platz im Bundestag: Der erste Kampf des Parteichefs

Der künftige Grünen-Vorsitzende vor seiner ersten Bewährungsprobe: Er möchte in den Bundestag zurück und muss dafür einen sicheren Listenplatz in Baden-Württemberg ergattern.

Will nach oben: Cem Özdemir zeigt schon mal in die richtige Richtung. Bild: dpa

Der Grünen-Parteichef in spe macht sich in diesen Tagen beim eigenen Landesverband Baden-Württemberg nicht beliebt. Der Grund: Cem Özdemir will per Landesliste für den Bundestag kandidieren. Doch dafür müsste ein anderer prominenter Grüner auf den Listenplatz verzichten.

"Es ist vernünftig, dass die beiden Bundesvorsitzenden in der Bundestagsfraktion vertreten sind", sagte der designierte Parteichef der taz. Nur so könnten die Interessen der Partei dort wirksam vertreten und mögliche Reibungsverluste vermieden werden. Und weiter: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass insbesondere in Wahlkampfzeiten eine enge Koordinierung zwischen Parteispitze, Fraktionsspitze und Spitzenkandidaten uns Grüne insgesamt stärkt."

Weil die Hälfte der Listenplätze Frauen zusteht, sorgt Özdemirs Vorstoß nun für Gedränge bei den Kandidaturen. Der erste Männerplatz geht an den Fraktionschef im Bundestag, Fritz Kuhn. Ihn wollte Özdemir offensichtlich nicht herausfordern. Ein Duell mit den drei folgenden, bereits im Bundestag vertretenen Kandidaten traut sich der künftige Grünen-Chef dagegen zu: Der 1972 geborene Gerhard Schick ist ein linker Finanzexperte, der sich vor vier Jahren gegen den mittlerweile zur CDU abgewanderten Oswald Metzger durchgesetzt hatte. Die 33-jährige Nachwuchshoffnung Alex Bonde sitzt seit einer Legislaturperiode als haushaltspolitischer Sprecher im Bundestag. Er gilt als Realo, könnte also durchaus das Nachsehen gegen Özdemir haben - er wird dem gleichen Lager zugeordnet. Der 56-jährige Winfried Hermann ist dagegen einer der letzten linken Haudegen, bezeichnet sich als Antimilitarist und Pazifist.

Sollten die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl besser abschneiden als 2005, könnten alle Kandidaten, inklusive Kuhn und Özdemir, ins Parlament einziehen. Dennoch wäre ein unsicherer zehnter Listenplatz für Cem Özdemir eine Niederlage. Vermutlich wird es zu einem Duell zwischen ihm und dem Linken Winfried Hermann auf Platz sechs kommen. Der baut für den Fall einer Niederlage Özdemirs vor: "An Reinhard Bütikofer hat man gesehen, dass man ein Vorstandsamt gut ausfüllen kann, ohne ein Mandat zu haben."

Bei den Frauen kandidiert auch die Landeschefin Petra Selg, für deren Einzug in den Bundestag bei den letzten Wahlen bundesweit 100 Stimmen fehlten. Die Frage ist, ob ihr der Landesverband eine Niederlage ersparen will - oder den Platz an eine der Kandidatinnen vergeben möchte, denen mehr Entwicklungspotenzial zugetraut wird. Selg ist diesbezüglich wohl selbst unsicher und sagte, es gebe für sie keinen "Promi-Bonus."

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