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Österliche Zwangsökumene

■ Zum letzten Mal in diesem Jahrhunderttausend fielen Osterfeste der westlichen und orthodoxen Kirchen zusammen / Mit Popen, Exarchen und Metropoliten auf Du und Du

Wer aufmerksam sein Abendmahl beim Freßgriechen um die Ecke nahm und auf die bunten Hartgekochten auf den Tischen achtete, der wußte Bescheid. Das Ende ist nah, die letzte Chance ist gekommen, das gibt's nie wieder: Die christlichen Kirchen aller Konfessionen feierten in diesem Jahr zum letzten Mal in diesem Jahrtausend das Osterfest gemeinsam.

In der Regel begehen die orthodoxen Kirchen Osteuropas und des vorderen Orients das Fest zwei Wochen nach den westlichen Kirchen. Der Termin, der wegen unterschiedlicher Kalender getrennt ist, fällt nur in größeren Zeitabständen zusammen. Die gottesdienstlichen Osterfeiern begannen in zahlreichen Gemeinden bereits nach der Ziehung der Lottozahlen und endeten mit dem weismüllerhaften Ruf „Christus ist erstanden“ bei aufgeschreckter Sonne.

In der Spandauer Luther-Gemeinde stellten beim Feldgottesdienst Ex-Offiziere aus beiden deutschen Heeren Abrüstungsfragen. In der russisch-orthodoxen Kathedrale in Wilmersdorf sowie der griechisch-orthodoxen Christi -Himmelsfahrts-Kirche in Steglitz gab es Standlichtprozessionen mit Kirchenfahnen. Der dreistündige Gottesdienst wurde simultan in Kirchenslawisch und Deutsch abgehalten. Bei den Griechen schloß sich an den vom Metropoliten für Deutschland, Augoustinnos, gefeierten Gottesdienst ein Volksfest an.

Der im Ostteil Berlins residierende Exarch des Moskauer Patriarchats der russisch-orthodoxen Kirche für Berlin und Mitteleuropa (ist ja wie bei Honecker), Erzbischof German, zelebrierte am Ostersonntag in Tegel die Osterliturgie. Die serbisch-orthodoxe Gemeinde zum Heiligen Sava feierte unter Priester Dragan zum ersten Mal seit Jahren wieder in eigenen Räumlichkeiten in einer Kapelle der evangelischen Weddinger Kornelius-Gemeinde. Eine Reihe katholischer und evangelischer Gemeinden kamen sich per pedes auf ostermontäglichen „Emmaus-Gängen“ ökumenisch näher. Die „Morgenländische Frauenmission“ traf sich am zweiten Feiertag zur traditionellen Festveranstaltung im Lichterfelder Missionshaus.

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