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ÖkostromGeiz macht jetzt auch grün

Wer Ökostrom bezieht, kann jetzt mit gutem Gewissen Geld sparen. Denn konventioneller Strom wird immer teurer.

Teuer muss Ökostrom nicht sein. Bestes Beispiel: Lichtblick Bild: dpa

Ökostrom hilft im Kampf gegen den Klimawandel. Und gegen Atomkraftwerke. So weit, so bekannt. Doch jetzt gibt es ein weiteres Argument, endlich den Stromvertrag mit konventionellen Energiefirmen zu kündigen: Die Preisunterschiede zwischen konventionellem Strom und Ökostrom schmelzen. Und in einigen Städten spart ein Wechsel zum Ökostrom bares Geld. Ein Preisvergleich der taz für die größten deutschen Städte zeigt: In neun Metropolen ist umweltfreundliche Elektrizität für einen durchschnittlichen Singlehaushalt, der 1.500 Kilowattstunden verbraucht, billiger als der Standardtarif des jeweiligen örtlichen Stromversorgers. Familien oder Wohngemeinschaften mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh können sogar in 14 von 41 Städten sparen. An den übrigen Orten ist Ökostrom bis auf wenige Ausnahmen nur noch 1 bis 2 Euro im Monat teurer als herkömmlicher Strom.

Verglichen wurde das Angebot der reinen Ökostromanbieter mit dem Basistarif des lokalen Stromversorgers. Dieser wird von all denen bezahlt, die sich bislang nicht aktiv um einen anderen Anbieter oder ein neues Angebot ihres alten Anbieters bemüht haben. Das betrifft rund zwei Drittel der privaten Stromkunden, schätzt der Verband Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW). Ökostromangebote der großen Konzerne lässt die taz-Berechnung außen vor. Denn diese sind in der Regel teurer als der Basistarif des lokalen Stromversorgers - und auch sonst problematisch.

Für sie alle könnte sich jetzt ein Wechsel noch mehr lohnen. Denn seit dem 1. Juli müssen sich die Stromkonzerne ihre Gebühren nicht mehr von der staatlichen Preisaufsicht genehmigen lassen. Diese Gelegenheit nutzen viele Stromanbieter, um ihre Tarife zu erhöhen. VDEW-Sprecherin Patricia Nicolai schätzt, dass 60 bis 100 Unternehmen ihre Preise erhöht haben. Am Ende des Jahres würden die Preise um 5 bis 6 Prozent höher liegen als zuvor.

Als Anfang des Jahres die ersten Unternehmen Preiserhöhungen ankündigten, begannen die Kunden, sich nach Alternativen umzusehen. Seitdem steigt die Zahl derjenigen, die den Anbieter wechseln, kontinuierlich. Besonders die Anbieter von Ökostrom profitieren: Bei Lichtblick meldeten sich in den letzten acht Wochen mehr als 40.000 neue Kunden an, insgesamt beliefert der Anbieter inzwischen 290.000 Kunden. "Es kommen vor allem Leute zu uns, die den ökologischen Aspekt im Kopf haben und schon immer zu Ökostrom wechseln wollten", sagt Lichtblick-Sprecher Gero Lücking. "Nun ist es so billig, dass sie das Vorhaben in die Tat umsetzen."

Lichtblick gehört zu den vier Anbietern, die das Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen" den Kunden empfiehlt. Die anderen drei sind die Elektrizitätswerke Schönau, Naturstrom und Greenpeace Energy. Diese Anbieter erfüllen als einzige die Vorgaben des taz-Preisvergleichs: Sie sind nicht mit Betreibern von Atom-und Kohlekraftwerken verflochten, verkaufen ausschließlich "grünen Strom" und sind bundesweit beziehbar. Besonders günstig ist der Ökostrom bei Lichtblick und den Elektrizitätswerken Schönau. Ein Single bezahlt bei beiden Anbietern genauso viel, für einen Mehrfamilienhaushalt ist Lichtblick günstiger. Aufgrund der unterschiedlichen Gewichtung von Grundpreis und Kilowattstundenpreis hängt das beste Angebot von der Haushaltsgröße ab. Greenpeace Energy hat seine Tarife am Freitag leicht gesenkt, bleibt aber trotzdem der teuerste Ökostromversorger, nach Naturstrom.

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15 Kommentare

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  • S
    Sven

    Natürlich wissen wir auch, dass die Stromkonzerne vom Staat gezwungen werden, ihr Gelder in Forschung und Entwicklung von regenerativen Energien zu stecken. Allerdings wer überprüft denn die Forschungsergebnisse?? Solange die Anbieter keine Nachfrage in der Form der Stromherstellung sehen, warum sollten sie dann effizient forschen? Dazu kommt noch, dass die Stromanbieter uns jahrelang über den Tisch gezogen haben. Sie lassen uns Strommasten und Gebührenzähler bezahlen, die seit 30 Jahren existieren und schon seit 20 Jahren abgeschrieben sind. Die haben wirklich genug Geld. Ausserdem nutzen gerade RWE in NRW das Geld, um neue Braunkohlekraftwerke zu bauen. Durch die Zahlung an RWE kann ich also nicht bestimmen und auch nicht wissen, ob mein Geld nun in die Forschung fliesst oder in den Bau von Braunkohlekraftwerken.Ich finde dass ein Wechsel zu Naturstrom die Forschung mehr unterstützt ( durch Wettbewerb usw. ) und nicht durch meine monatliche Zahlung an einen der 4 Monopolisten.

  • FB
    Freimut Bittner

    @Mertens: Die taz-Tabelle mit dem Vergleich der Strom-Anbieter ist leider nicht online. Aber den Tarif Deines lokalen Versorgers und Deinen Jahresverbrauch findest Du ganz einfach auf der letzten Stromrechnung. Dann gibst Du den Jahresverbrauch bei www.oekostromwechsel.de in den Preisrechner ein - und schon hast Du Deinen ganz persönlichen Vergleich mit dem billigsten Ökostromanbieter.

  • RW
    Robert Will

    Grundsätzlich begrüße ich den Ausbau der Erneuerbaren Energien, trotzdem Überzeugen mich die Ökostromangebote nicht. Ist es doch heute so, dass die Stromverbraucher durch die Abgabe auf dem Stromstrompreis nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz, schon den Ausbau der regenerativen Energien fördern. Wer sein Geld nicht den Stromkonzernen überlassen will soll dies tun, aber er sollte auch wissen dadurch wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht wesentlich gefördert.

  • S
    s.u.

    an M.K.+ dwarsloper:

    Klar gibt es nur ein Verbundsstromnetz, aber mein Ökostromanbeiter speist nur

    Ökostrom in das Verbundsnetz ein und wenn alle Verbraucher nur Ökostrom kaufen würden, würde kein Atomstrom mehr ins Netz gespeist werden, weil die Atomstromanbeiter dann kein Geld mehr hätten um ihren Strom zu produzieren.

    Natürlich geht das nicht von heut auf morgen, aber es ist die einzige Möglichkeit die ich als Verbraucher habe das zu beeinflussen. Und die nutze ich.

  • MS
    Manu Schon

    Natürlich wird der Ökostrom nur ins allgemeine Netz eingespeist und man selbst bekommt wahrscheinlich den gleichen Strom wie vorher, aber:

    Je mehr Menschen sauberen Strom bestellen, destwo weniger Atom-, Öl- oder Kohlestrom darf eingespeist werden. Also macht ein Stromanbieterwechsel sehr wohl Sinn...

  • T
    turnbeutel

    @ M.K.+ dwarsloper:

    Klar gibt es nur ein Verbundsstromnetz, aber mein Ökostromanbeiter speist nur

    Ökostrom in das Verbundsnetz ein und wenn alle Verbraucher nur Ökostrom kaufen würden, würde kein Atomstrom mehr ins Netz gespeist werden, weil die Atomstromanbeiter dann kein Geld mehr hätten um ihren Strom zu produzieren.

    Geht natürlich das nicht von heut auf morgen, aber es ist die einzige Möglichkeit die ich als Verbraucher habe das zu beeinflussen. Und die nutze ich.

  • D
    dose

    @dwarsloper und M.K.: Wenn ÖKOTEST Stromanbieter vergleicht, inspizieren sie nicht beim Endkunden die Steckdose und stellen fest, welche Elektronen öko sind und welche nicht. Sondern sie schauen sich den Herstellungsprozess an. Strom wird durch die Art der Produktion zu Öko-Strom. Das ist es, was Öko-Strom definiert. Nicht das, was beim Verbraucher aus der Steckdose rauskommt. Und da man Strom anders als Lebensmittel idealerweise nicht dem eigenen Körper zuführt, ist es egal, ob die Spannung an der eigenen Steckdose tatsächlich aus dem Wasserkraftwerk oder dem AKW kommt. Als Kunde eines Ökostromanbieters finanziere ich mit meiner Stromrechnung zu 100 Prozent nur die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Also, schaut mal über den Dosenrand.

  • PV
    Paul von Wegen

    Werden die Schwachmaten, deren Horizont nicht weiter als bis zur eigenen Steckdose zu reichen scheint, eigentlich dafür bezahlt solchen Unfug zu verbreiten? Natürlich gibt es nur ein Verbundnetz, in dass alle ihren Strom einspeisen. Je mehr allerdings auf Strom setzen der, neben aus der Steckdose, aus regenerativen Quellen kommt, desto mehr wird dort geforscht, entwickelt, Effizienz gesteigert und letztlich der Seuche Atomstrom das Wasser abgegraben...noch bevor Uran aus ist!

    Und wenn man hier mal irgendwann aufwacht, wird die Zukunft eh bald dezentraler Energieversorgung gehören, womit dann auch sicher ist, dass die eigene Gülle, die eigene Ernte, sprich: die Natur der Region die Wärme und den Strom liefert.

    Das wird ohnehin bald billiger, da man keine horrenden Abfindungen an schädliche, zu feuernde Manager verschwenden muss!

  • M
    Mertens

    Antwort an M.K. und dwarsloper.

    Wichtig ist doch, dass die Unternehmen, die an Atomstrom festhalten, gezwungen werden Abstand zu nehmen vom Atomstrom. Wenn genug Kunden deshalb den Anbieter wechseln, werden sie gezwungen sein ihre Strategie zu ändern. Ohne Kunden kein Absatz und somit kein Gewinn! Zur Zeit wird mit der Bequemlichkeit des Kunden spekuliert und mit Ängsten wie Strompreiserhöhung gedroht. Jedoch sollte man sich davon nicht beeindrucken lassen. Strom ist ausreichend vorhanden. Die Gebäude mit Fotovoltaik zu installieren reichen schon aus.

    Jeder Kunde der wechselt beschleunigt den Ausstieg vom Atomstrom. Wenn sie in die Millionen gehen, dann wird keiner mehr von Atomstrom reden. Zudem wird Atomstrom nur mit wenigen Prozenten insgesamt genutzt.

     

    An die Redaktion: Wo ist eigentlich die Tabelle mit dem Vergleich der Strom-Anbieter zu finden??

  • D
    dwarsloper

    Wie wär´s denn mal mit Recherche?

    Der angebliche "Ökostrom" ist identisch mit dem Strom, den alles Stromkunden aus der Steckdose bekommen: Es gibt nur ein Verbundnetz, in das europaweit aller erzeugter Strom, also Atom-, Kohle-, Wind-, Solar und Hydrostrom eingespeist wird. Also "Öko"stromer, träumt schön weiter, auch ihr bekommt satt Atomstrom ins Haus, ob ihr´s wollt oder nicht. Und, brennen die Lampen anders?

  • MK
    M. K.

    Mal ganz nüchtern: Es gibt keinen "Ökostrom". Der Strom aus der Dose, auch der der "Ökostrom"-Bezieher, kommt aus dem europäischen Verbundnetz, das keine getrennten Leitungen für Wind- oder Solar- oder Hydrostrom kennt. Der gelieferte Strom ist also der selbe Strom, den der Nachbar ohne "Öko" bekommt: überwiegend Kohle- und Atomstrom, marginaler Wind- und noch marginalerer Sonnenstrom. Windkraft an der Küste z.B. speist ihre "Leistung" von theoretisch 8760 Jahresstunden nur an ca. 1770 Stunden völlig unregelmäßig übers Jahr verteilt ins Netz ein, wegen des unsteten Windes, zur "Versorgung" völlig ungeeignet.Also: Klärt auf und erzählt keinen Unsinn über "Ökostrom"!

  • ML
    Mika Latuschek

    Das frage ich mich ebenso - und die am Artikelende angegebenen Internetseiten sind leider auch kein Ersatz: verivox.de versteht unter "Ökostrom" vor allem die Pseudoangebote der Stromkonzerne, und atomausstieg-selber-machen.de hat gar keinen Stromrechner mehr - die Partner sind darüber uneins, denn Greenpeace energy ist nun mal immer teurer als Lichtblick. Doch Rettung ist möglich: Auf www.oekostromwechsel.de gibt es einen einfach zu bedienenden "Ökostrom-Preisrechner", der wirklich schlauer macht.

     

    PS: Leider funktioniert die Kommentar-Funktion in dem übersichtlicheren digitaz-Weblayout nicht. Und warum lassen sich textbezogene Leserbriefe nur noch von der Digitaz-Website im ganz alten Layout senden? Das neue Weblayout sollte doch eigentlich benutzerfreundlicher sein. Man findet leider auch nicht vom Seite-eins-Text ("So sparen Sie mit Ökostrom") zur dort angegebenen (aber nirgends angezeigten oder verlinkten) "Seite 4".

  • M
    mr.green

    nun, ich bin zwar nicht der hellste ;-) aber von einer tabelle habe ich garnichts gelesen... anyhow. mit dem empfolenen wechsel, etc, könnte aber dieses hier gemeint sein:

    http://www.atomausstieg-selber-machen.de/wechsel

     

    ansonsten, naturstrom fließt durch unsere leitungen - ah, wie frisch!

    greezings .jk

  • K
    Kowalski

    Der Artikel wurde mir empfohlen... liest sich auch sehr interessant - aber wo finde ich denn die angesprochene Tabelle?

  • AF
    Anton Flügge

    Jetzt habe ich diesen Artikel extra im neuen Design der Webseite gesucht, weil ich die im Text erwähnte Tabelle mit dem Vergleich der Anbieter auf der alten Webseite der Taz nicht finden konnte, und jetzt ist sie hier aber auch nicht zu finden. *verwirrt*

     

    Na gut, dann kann ich immerhin ohne etwas zu verpassen weiter die Seite im alten Design verwenden.

     

    gruss,

    Anton Flügge