■ Ökolumne: Von Nachhaltigkeit wird auf der Expo 2000 nichts zu spüren sein
„Ein kulinarischer Höhepunkt erwartet Kinder, Jugendliche, Familien und alle Freunde des Fast Food auf der Expo 2000.“ Mit dieser Ankündigung will McDonald's Appetit machen: Der amerikanische Buletten-Bräter unterzeichnete jetzt einen Produktpartnervertrag mit der Expo 2000 GmbH.
Passend zum Expo-Motto „Mensch – Natur – Technik“ will McDonald's nun den Kleinsten in einem Mc-Donald's-Kinderrestaurant Umwelt und Natur näher bringen. Doch wer glaubt, dass hier selbstkritisch das Thema Verpackungsmüll beleuchtet wird, der irrt: „Wenn ein Kind eine Blume pflückt, ist das schön. Wenn alle Kinder Blumen pflücken, ist die Wiese leer.“ Umweltaufklärung à la McDonald's – ohne geistige Nährwerte und Ballaststoffe.
Auch Coca-Cola wird bei der Expo dabei sein. Entgegen früheren Zusagen der Expo-Gesellschaft sollen bei der Veranstaltung nun doch Getränke in Einwegverpackungen verkauft werden. Für die Coke zwischendurch will Coca-Cola 150 Dosenautomaten auf dem Ausstellungsgelände platzieren. Trotzdem, so versichern die Veranstalter, sollen höchstens 20 Prozent aller Getränke in Einwegverpackungen verkauft werden. Doch wer will kontrollieren, womit die Besucher ihren Durst löschen? In der Öffentlichkeit steht die Expo-Cola-Dose daher als Symbol für das Blech, das von den einstigen wohlklingenden Umweltversprechungen der Weltausstellungsmacher übrig geblieben ist.
Bei der Bürgerbefragung 1992 hieß es noch, alle Besucher kommen mit Bussen und Bahnen. Bald darauf wurden 25.000 Pkw-Parkplätze eingeplant. Gleichzeitig versprach man, die Besucherströme durch termingebundenen Ticketverkauf und ein Verkehrsleitsystem in den Griff zu bekommen. Nachdem sich ein Desaster beim Eintrittskartenvorverkauf abzeichnet, will die Expo Millionen Karten ohne Terminbindung auf den Markt schmeißen und damit Spontanbesucher locken, überwiegend wohl Autofahrer. Kein Wunder, dass die kommunalen Verkehrsplaner einen Expo-Dauerstau befürchten und der ADAC in der Region den „größten Parkplatz Norddeutschlands“ erwartet.
Die Mobilität von Morgen ist auch Thema des Projekts LAB.01 , mit dem der Expo-Weltpartner DaimlerChrysler zur Zeit auf Europatournee ist. Hier sollen vor allem Kinder und Jugendliche auf die „Suche nach neuen Ideen und neuen Perspektiven“ gehen. Wird die Expo also eine gigantische Hannover-Messe, auf der die Unternehmen die Chance wittern, die Kunden von Morgen frühzeitig an ihre Produkte zu binden?
Dann haben die Kritiker Recht, die für die Weltausstellung eine inhaltliche Talfahrt voraussagen: „Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben“, philosophieren die Zukunftslaboranten schon jetzt im Internet. Demnach werden sich Hannover und die Expo im nächsten Jahr wohl recht leblos präsentieren – angesichts des zu erwartenden Verkehrsstillstandes wird sich wenig bewegen. Schön, daß man sich nach dem Staustehen dann wenigstens auf drei Expo-Schnellrestaurants und fünf Snack-Bars mit Fast Food von McDonald's freuen kann.
Robert Exner
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