: „Ökologisches Engagement“
■ Münchner CSU-Kandidat treibt mit dubioser Müllaktion Wahlkampf/ Sondermüll ohne Genehmigung gelagert
München (taz) — „Proletarier aller Länder vergebt mir“ — Karl Marx wirbt auf Wahlplakaten in Bayern für die Christlich Soziale Union. Der Kampf um die Sitze im bayerischen Landtag, treibt so manche Blüten.
Otto Lerchenmüller, ein Münchner CSU-Kandidat, geht ungewöhnliche Wege. Sein Thema ist die Müllflut und seine Botschaft lautet: „Es gibt keinen roten, schwarzen oder grünen Müll.“
Der Politiker in der Schafwollstrickjacke leitet eine „Öko-Müll- Aktion“, die den Abfall aus 3.000 Wohnungen und 75 Gewerbebetrieben sortiert, und dem Recycling zuführt.
„Ein Wolf im Schafspelz“ meint die Stadtteilinitiative 'Haidhauser Nachrichten‘. Die Zeitung berichtet, daß sich das „ökologische Engagement“ dieser Aktion zeitweise auf das Recycling von Plakatständern der CSU konzentriert. Zudem fand sie Sondermüllfässer vor, die ohne Genehmigung gelagert wurden. Als die Umweltbehörde das Gelände besichtigte, waren die Fässer spurlos verschwunden. Otto Lerchenmüller dazu: „Wo gehobelt wird, fallen Späne.“ Der oberste Münchner Umweltschützer, Dr. Rüdiger Schweikl (CSU) meint lapidar, „daß dort, wo Müll gesammelt wird, nicht immer idyllische Zustände herrschen.“ Die Umweltbehörde sah sich zu keinen weiteren Schritten veranlaßt.
Daraufhin ließen die 'Haidhauser Nachrichten‘ Bodenproben nehmen. Dr. Jacob Wagner von der INA Laufen GmbH (Institut für naturwissenschaftliche Analyse) wurde fündig. Er stellt Werte von 17 g/kg Mineralölkohlenwasserstoff fest. Nach der „Holland Liste“ müßten Böden über dem Wert von 5 g/kg saniert werden.
Inzwischen interessiert sich die Kriminalpolizei für diesen Fall. Plakatiert Otto Lerchenmüller bald: Ökologen aller Länder vergebt mir? Frank Bremauer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen