: Ökologie braucht den Staat
betr.: „Neue Ziele“ , taz vom 4. 9. 00
Ökostromanbieter sprechen von der „insgesamt enttäuschenden Entwicklung auf dem liberalisierten Strommarkt“. Enttäuscht kann nur sein, wer sich Illusionen über die Marktmechanismen gemacht hat, die selbst in der ökologischen Nische gelten.
So haben am Lebensmittelhandel Bio-Produkte auch 25 Jahre nach den ersten Bio-Läden einen Marktanteil von vielleicht 2 Prozent. Nur ein verschwindend kleiner Anteil der Verbraucher ist bereit, mehr Geld für ein ökologischer produziertes, oft auch gesünderes und besseres Produkt auszugeben. Warum sollte dies bei einem Produkt anders sein, das physikalisch identisch mit jedem anderen Strom ist und wo der Mehrpreis allein für eine ökologisch korrektere Produktion zu zahlen ist?
An anderer Stelle hat die taz dieses Prinzip auch richtig erkannt: „Öko-Anlagen sind in“, wenn „neben der ökologischen Ausrichtung auch die Rendite stimmt“. Die Rendite stimmt bei der Anlage in Windräder und Solaranlagen aber nur, weil der Staat hier die Abnahmepreise festgesetzt hat. Ökologische Marktwirtschaft kann also durchaus funktionieren – wenn wie hier der Markt reguliert statt liberalisiert wird.
Wäre es daher nach diesen „Öko-Strom“-Erfahrungen nicht besser, die Kräfte in den gesamtgesellschaftlichen Umstieg und den Aufbau alternativer Energien als in den Umstieg kleiner Minderheiten zu stecken? HORST SCHIERMEYER, Zittau
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