piwik no script img

Öko-Militanz in den USA"Straße der Träume" in Flammen

Fünf Luxusvillen in Seattle werden in Brand gesteckt. Das FBI vermutet einen Anschlag der Earth Liberation Front. Die Gruppe kämpft für Naturschutz und nimmt jahrelange Haft in Kauf.

Seattle im Nordwesten der USA: Hier gehts den Menschen überdurchschnittlich gut - und zugleich ist die Stadt eine der Öko-Hochburgen des Landes. Bild: dpa

Am Montag brannte die Luxussiedlung "Street of Dreams" in der Nähe der US-amerikanischen Stadt Seattle ab. Von 7 Millionen US-Dollar Gesamtschaden schreibt die Seattle Times, das FBI ermittelt wegen Brandstiftung. Einsatzkräfte berichteten, das Feuer wurde mit Sprengsätzen gelegt.

Von fünf leer stehenden Villen brannten drei vollständig ab, und zwei wurden schwer beschädigt. Nach Hinweisen am Ort des Geschehens wird davon ausgegangen, dass eine Gruppe radikaler Ökoaktivisten hinter der Aktion stehen: die Earth Liberation Front (ELF).

"Grün gebaut? Nein schwarz!", hieß es auf einem Transparent, das am Tatort gefunden wurde. Die Bauherren hatten ihr Villen-Ensemble als Ansammlung "neuester Trends und innovativer Ideen" angekündigt, die Luxus mit Nachhaltigkeit am Bau verbunden sollen.

Gegenüber der New York Times erklärte ein Mitarbeiter des FBI, der Anschlag werde als innerstaatlicher Terrorismus behandelt - aufgrund der gefundenen Hinweise auf die ELF. Auch wenn sich der Verdacht des "Ökoterrorismus" erhärtet, wird die Aktion keinen Rekord brechen: Der höchste Schaden, den die ELF bisher verursacht hat, beläuft sich auf 50 Millionen US-Dollar. Es war ein Brandanschlag in Kalifornien. Nach Angaben der Bauherren hatten die fünf jetzt abgebrannten Häuser einen Wert von jeweils zwischen 1,6 und 1,9 Millionen US-Dollar. Das entspricht 1 bis 1,25 Millionen Euro.

Der Konflikt mit radikalen Ökoaktivisten wird in den USA besonders hart ausgetragen: Das FBI stuft diese als Terroristen ein. In verschiedenen Fällen wurden Ökoaktivisten schon zu Haftstrafen von bis zu 30 Jahren verurteilt. Erst im letzten Mai wurde eine Ökoaktivistin im US-Staat Oregon zu neun Jahren Haft verurteilt, die mit ihrer Gruppe The Family unter anderem Stromleitungen beschädigt hatte. In einem Interview mit der Zeitung ihrer alten Schule sagte die heute 30-Jährige: "Unsere Generation wurde geboren, um die Erde zu retten."

The Familiy steht mit der Earth Liberation Front in Verbindung. Diese wurde 1992 in England gegründet und 2001 in den USA als "Terroristengruppe Nummer eins" klassifiziert. Die Vorläufer der Gruppierung war in den 70er- und 80er-Jahren aktiv. Bisher sind bei den Anschlägen und Aktionen, zu denen sich die Gruppe bekannt hat, keine Menschen zu Schaden gekommen. Ziel der Gruppe ist, die Bebauung von Naturschutzgebieten zu verhindern. Neben angezündeten Wohnkomplexen hat die Gruppe auch einen Wal-Mart auf dem Gewissen, den sie mit Lastwagen ramponierten.

Wie der Seattle Post-Intelligencer berichtete, fürchten verschiedene Villenbauer in der Region nun weitere Aktionen der ELF gegen Luxushäuser. Ein Sprecher ihrer Lobbygruppe "Building Industrie Association" in Washington wird mit den Worten sagte der Zeitung: Der zu beobachtende Anstieg der Anschläge in den letzten Jahre sei sehr beängstigend. Die Organisation hat eine Belohnung von 100.000 US-Dollar für Information ausgelobt, die zur Ergreifung und Verurteilung von Brandstiftern führen.

Eine schnelle Aufklärung wird trotz des gefundenen Transparents nicht erwartet. Bei einem letzten Fall brauchten Ermittler Jahre, bevor sie eine Pazifik-Nordwest-Zelle der ELF finden und für mehr als ein Dutzend Brandanschläge seit 1996 verantwortlich machen konnten, wie die Seattle Times berichtet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

4 Kommentare

 / 
  • S
    Shrike

    Erstens:

     

    Die Erde stirbt nicht.

    Punkt.

     

    Sie verändert sich aber, die Klimazonen verschieben sich, tatsächlich werden viele Arten aussterben und Ökosysteme radikal verändert werden.

    Im menschlichen Interesse kann das nicht sein und wir sollten möglichst viel dagegen tun.

    Denn die Folgen könnten in der Tat verheerend sein.

     

    Eine "zornige Generation" gewalttätiger Ökoterroristen sehe ich übrigens nirgendwo.

    Es handelt sich um eher wenige, die Gewalt anwenden.

    Gut so.

     

    Denn effizienter kann man der Umweltbewegung kaum schaden.

    Noch ein paar mehr Anschläge auf den Besitz einiger Reicher, dann werden die wohlhabenden eine Hexenjagd fordern und die Rechtskonservativen werden sich die Hände reiben und all dies zur logischen Folge allzu grünen Denkens erklären.

     

    Ich würde sagen, die RAF hat der linken Sache damals auch eher einen Bärendienst erwiesen.

    Bitte bitte nicht nochmal !

  • PD
    Paul Deventer

    Der Bau dieser "Öko-Villen" hat Biberdämme und Waldwege zerstört, sowie die Flüsse vergiftet.

    Der oben genannte "Seattle Post-Intelligencer" kommentierte übrigens mit: "Ein Betttuch mit ein paar gepinselten Buchstaben aufhängen kann jeder." Erst vor ein paar Jahren wurde ein Brandanschlag auf Häuser bei Washigton D.C. begangen. WIe sich herrausstellte wurde der Anschlag nicht, wie angenomen von der ELF begangen, sondern von weißen Rassisten, die keine Schwarzen Nachbarn haben wollten.

    Der Immobilienmarkt in den USA befindet sich ja bekanntlich in einer Krise und da kann der Vorfall auch eine Methode sein schwer verkaufbare Häuser loszuwerden.

  • SM
    Sascha Müller

    Prima. Solche völlig überzogenen Aktionen einiger Welterlösungsphantasten taugen herrlich dazu, ein gerechtes und eminent wichtiges Anliegen in der Öffentlichkeit in Verruf zu bringen.

  • ML
    Manu Loganey

    Wenn wir es nicht schnelll schaffen, den berechtigten Zorn einer Generation die den Planeten sterben sieht, in eine Massenbasis zu kanalisieren,werden in Europa und den USA weiterhin Anschläge solcher art zu erwarten sein. Obwohl die USA mit dem links-grünen Kandidaten Nader einen guten Mann haben, wird es schwierig werden in den kommenden Jahren die zornige Generation linker Umwelt Aktivisten zu bremsen. Es ist einfach schon 5 nach 12 für unseren Planeten. Wir müssen trotzdem diese Menschen zur Besonnenheit aufrufen, sie müssen mit der Bevölkerung ihres jeweiligen Landes eine Massenbasis aufbauen und sollten dort ihre ganze berechtigte Wut hineinsteuern!Dann kann man die Zerstörung der Welt eventuell noch aufhalten!